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Politik: Düsseldorfer Landesregierung offenbart WestLB-Flüge zwischen 1985 und 1999 im Wert von 89 000 Mark pro Jahr

Laurenz Meyer steigerte sich von Satz zu Satz. Als er über Johannes Rau sprach, blieb er noch zurückhaltend.

Laurenz Meyer steigerte sich von Satz zu Satz. Als er über Johannes Rau sprach, blieb er noch zurückhaltend. "Das werden wir gesondert zu würdigen wissen", kommentierte er die Hinweise der Düsseldorfer Landesregierung, dass der amtierende Bundespräsident seine Flüge mit Hilfe der WestLB durch seinen Anwalt bis Ende des Monates offenzulegen gedenke. Relativ schnell steuerte der CDU-Oppositionsführer dafür auf Wolfgang Clement zu, der bisher eher als Randfigur bei den Fluggeschichten wahrgenommen wurde. Zunächst wurde Clement getadelt, weil er unterschiedliche Erklärungen über die Abrechnungspraxis zwischen WestLB und Landesregierung geliefert habe.

"Der Umgang mit der Wahrheit ist unglaublich", entfuhr es dem CDU-Oppositionsführer an dieser Stelle und man spürte förmlich, wie die Wut in Meyer hochstieg. "Wir sind so empört", schimpfte er nun, "dass man es mit Worten kaum ausdrücken kann". So ganz hatte es ihm die Sprache dann doch nicht verschlagen, denn ohne Pause fügte er hinzu, dass nach diesen ganzen Vorgängen jetzt Wolfgang Clement im Zentrum der Kritik stehe. Den Grund dafür glaubt Meyer zu kennen: "Herr Clement muss sich selbst schützen."

Der reagierte mit einer Mischung aus Unverständnis und Ärger, als ihm die neuesten Nachrichten aus Düsseldorf nach Berlin gekabelt wurden, wo er wie üblich den ganzen Montag verbracht hat. Im Drehbuch der Landesregierung hatten für diesen Wochenbeginn ohnehin andere Dinge als die neuerliche Attacke des Oppositionsführer gestanden. "Wir legen alles selbst offen, da muß man uns nicht zwingen", hatte Clement als Parole ausgegeben, seinen Regierungssprecher und den Chef der Staatskanzlei in der Landeshauptstadt vor die Presse geschickt, damit sie die komplette Flugliste für den Zeitraum von 1985 bis 1999 offenlegen. Klaus Klenke und Georg Wilhelm Adamowitsch trugen der Öffentlichkeit im Duett die Einzelheiten der wochenlangen Recherche in der Staatskanzlei vor.

Die Mitarbeiter hatten alle verfügbaren Archive durchwühlt und hoffen, nichts übersehen zu haben. "Es gab insgesamt 63 Flüge in den knapp 14 Jahren", berichtete Klaus Klenke und lieferte auch gleich die Kosten für den WestLB Flugservice hinterher. "Insgesamt waren das rund 1,8 Millionen Mark", sagte Klenke und fügte hinzu, "wenn man davon die 600 000 Mark für Flüge im ausschließlichen Interesse der Bank abzieht, macht das pro Jahr 89 000 Mark".

Natürlich spürten die beiden, dass einige von denen, die in den vergangenen Wochen das Wort Skandal inflationär im Munde geführt hatte, angesichts dieser Zahlen etwas nachdenklicher wurden. Ein Schlupfloch für neue Spekulationen ließen die beiden Staatssekretäre allerdings offen. Die Flüge von Johannes Rau mit WestLB Hilfe fehlen bei der Aufstellung, dessen Anwalt wird sie nachreichen. "In den Kosten sind diese Flüge allerdings schon enthalten", versicherte der Chef der Staatskanzlei.

Genau das will die Opposition noch überprüfen. "Wir haben doch gehört, dass die Rechnungen des Unternehmens ständig falsch gewesen sein sollen", konterte Laurenz Meyer und fügte an, dass Finanzminister Heinz Schleußer jetzt seinen Hut nehmen müsse, er und seine CDU sich mit dessen Beurlaubung nicht mehr zufrieden geben. "Die Flüge wurden am Parlament vorbei finanziert, das geht nicht", erregte sich Meyer.

Die beiden Staatssekretäre blieben allerdings auch an dieser Stelle gelassen. "Das wurde über den Gewinnanteil des Landes verrechnet", suchte Georg Wilhelm Adamowitsch zu kontern, "außerdem hat das Finanzamt das alles längst überprüft". In der Tat könnte der Oppositionsführer längst die Details dieser Verrechnungspraxis kennen, er müßte nur seinen Vorgänger fragen. Helmut Linssen sitzt im Verwaltungsrat der WestLB und gehört dem kleinen Prüfungs-Ausschuß an, der sich zuletzt kurz vor Weihnachten mit diesem Thema beschäftigte. Da gab es zwar die eine oder andere Frage ob der früher vielleicht allzu großzügigen Amtshilfe für die Landesregierung, aber einen Skandal sah niemand - auch nicht Helmut Linssen.

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