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Helfer im Einsatz in Monrovia, der Hauptstadt Liberias.

© dpa

Ebola und Deutschland: Mangelverwaltung

Für den geplanten Ebola-Einsatz deutscher Helfer in Afrika fehlen Pfleger und auch Ärzte. Berlin hat die finanzielle Hilfe jetzt auf 100 Millionen Euro erhöht.

Das beste Mittel, um eine weitere Ausbreitung des Ebola-Virus zu verhindern, sei „gute Hilfe vor Ort“, sagt Gesundheitsminister Hermann Gröhe. Bisher ist es damit aber noch nicht weit her. Weil es den betroffenen Ländern an fachkundigen Helfern mangelt, haben die ärztlichen Spitzenverbände nun nochmals an deutsche Mediziner appelliert, sich für freiwillige Einsätze zu melden. Gleichzeitig verlangten sie von den politisch Verantwortlichen, die Helfer abzusichern und ihnen Rücktransport und Versorgung im Krankheitsfall zu garantieren.

Zu wenig Freiwillige

Tatsächlich reicht die Zahl der bisher als geeignet befundenen Bewerber für einen Kriseneinsatz nicht annähernd. Zwar hätten sich beim Roten Kreuz bisher 1746 Interessenten gemeldet und 450 auch konkret beworben, sagte DRK- Sprecher Dieter Schütz dem Tagesspiegel. Doch übrig geblieben seien davon nach dem Blick auf Berufserfahrung, Tropentauglichkeit und Englischkenntnissen gerade einmal 162, darunter 70 Ärzte.

Erkundungsteams sind noch unterwegs

Viel zu wenig für die beiden Behandlungsstationen, die das Rote Kreuz in Sierra Leone und Liberia aufbauen möchte – erstere allein, letztere mit Hilfe der Bundeswehr. Wie groß die Häuser sein sollen und wie viel Personal dafür benötigt wird, eruieren derzeit noch zwei DRK-Erkundungsteams. In Regierungskreisen ist von 300 Betten die Rede und davon, dass man für das „anspruchsvolle Projekt“ neben Ärzten vor allem händeringend nach qualifizierten Pflegekräften suche.

Hunderte Pfleger werden gebraucht

Am Ende müssen es wohl viele Hundert sein, damit das Personal auch rotieren kann. Alle vier Wochen solle es ausgetauscht werden, sagt Schütz. Der Einsatz werde sich über Monate hinziehen, der Höhepunkt der Epidemie sei noch nicht erreicht. Und nach ihrer Rückkehr müssen die Helfer noch drei Wochen im Job pausieren, um sich psychisch wieder zu fangen und für ihre Patienten jedes Ansteckungsrisiko ausschließen.

Deutschen Kliniken könnten dann die Spezialisten fehlen

Für hiesige Kliniken, die über Personalmangel klagen, ein Problem. Die Helfer werden zwar vom DRK während ihres Einsatzes versichert und nach Qualifikation bezahlt. Die Krankenhäuser aber müssen sehen, wie sie ihre Ebola-Vakanzen überbrücken. Die Regierung hat am Freitag versprochen, ihre Hilfsgelder für den Kampf gegen die Epidemie um 85 Millionen auf 100 Millionen Euro zu erhöhen. Eine Kostenübernahme für die Kliniken aber gibt es nicht. Und so ist in der Branche zu hören, dass mancher geeignete Arzt oder Pfleger womöglich gerne helfen würde, es aber nicht dürfe, weil ihn sein Arbeitgeber nicht ziehen lasse.

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