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Politik: Ecuador wählt zwischen zwei Extremen

Berlin - Die Ecuadorianer sind an Instabilität, politische Horrorszenarien und Wahlschlammschlachten gewöhnt. In den vergangenen zehn Jahren haben sie sieben Präsidenten kommen und gehen sehen, von denen drei nach tumultartigen Aufständen aus dem Amt gejagt wurden.

Von Michael Schmidt

Berlin - Die Ecuadorianer sind an Instabilität, politische Horrorszenarien und Wahlschlammschlachten gewöhnt. In den vergangenen zehn Jahren haben sie sieben Präsidenten kommen und gehen sehen, von denen drei nach tumultartigen Aufständen aus dem Amt gejagt wurden. Was die 9,2 Millionen Wahlberechtigten aber in den zurückliegenden Wochen vor der Stichwahl an diesem Sonntag an Polarisierung und rüder Diffamierung erlebt haben, war extrem.

Für das Präsidenten- und Regierungschefamt treten an: der konservative Unternehmer, Bananenpflanzer und reichste Mann des Landes, Alvaro Noboa, 57, und der linke Politiker und Wirtschaftswissenschaftler Rafael Correa, 43. Eine Mehrheit der Bevölkerung Ecuadors, das vom Öl- und Bananenexport lebt, ist äußerst unzufrieden mit den traditionellen Politikern und Parteien. Während die Kontrahenten in so gut wie in allen wichtigen Fragen völlig gegensätzliche Positionen vertreten, ähneln sie sich denn auch in ihrer Präsentation als Nichtpolitiker. Correa kündigte an, im Falle eines Wahlsiegs die Rückzahlung von Schulden zu reduzieren, das Geld für Sozialprogramme zu verwenden und das fast fertig ausgehandelte Freihandelsabkommen mit den USA zu den Akten zu legen. Sein Lager warf dem Milliardär Noboa vor, seinen Reichtum mit der Beschäftigung von Kindern verdient zu haben. Noboa seinerseits bezeichnete seinen Rivalen als Kommunisten, „König des Bösen“, als Feigling und Lügner. Und er, der sich als von Gott gesandt betrachtet, kündigte an, nach seinem Sieg werde er Correa ausweisen, die diplomatischen Beziehungen zu Kuba und Venezuela abbrechen und die Wirtschaft durch den Bau von 300 000 neuen Wohnungen ankurbeln.

Umfragen sagen einen knappen Wahlausgang vorher. Am 15. Oktober hatte Noboa, der den früheren US-Präsidenten Ronald Reagan und dessen neoliberale Wirtschaftspolitik sein Vorbild nennt, 26,83 Prozent erhalten, Correa, ein Freund des linkspopulistischen venezolanischen Präsidenten Chávez, kam mit 22,84 Prozent auf Platz zwei.

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