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Politik: Ecuadors Militär bricht Ölblockade

Straßen und Pumpstationen geräumt / Keine Verhandlungslösung in Sicht

Die Regierung in Ecuador ist mit äußerster Härte gegen die Demonstranten vorgegangen, die seit Wochenbeginn die Erdölförderung lahm gelegt haben und mehr Teilhabe am Ölreichtum fordern. Am Wochenende kommandierte der frisch ernannte Verteidigungsminister Oswaldo Jarrin persönlich seine Truppen in der Konfliktzone im ecuadorianischen Amazonasgebiet und wies sie an, „mit maximaler Härte“ durchzugreifen.

Zwei der Anführer der Proteste – der Präfekt der Regierung Sucumbios und der Bürgermeister der Erdölstadt Lago Agrio – wurden festgenommen und erst am Sonntag freigelassen. Das Regionalradio im Besitz des Präfekten wurde unter Berufung auf ein Notstandsdekret geschlossen. Militärs räumten gewaltsam die besetzten Überlandstraßen, Flughäfen und Pumpstationen. Dabei kam es zu mehreren Pipeline-Brüchen. Die staatliche Erdölfirma Petroecuador konnte teilweise die Förderung wieder aufnehmen, die seit Donnerstag ausgesetzten Exporte wurden noch nicht wieder aufgenommen.

Die Proteste in den Provinzen Sucumbios und Orellana gingen weiter. Das Rote Kreuz musste 31 Verletzte behandeln, die meisten davon litten unter den Auswirkungen des von den Sicherheitskräften eingesetztenTränengases. Die Bürger unter Führung der örtlichen Autoritäten protestieren dagegen, dass der Löwenanteil aus der Erdölförderung an ausländische Unternehmen und in den Schuldendienst fließt, während die Amazonasprovinzen kaum etwas davon abbekommen. 85 Prozent der Bevölkerung dort leben in Armut. Sie fordern Geld für regionale Entwicklung und verlangten von der Regierung, die Lizenz für das US-Unternehmen Occidental rückgängig zu machen.

Interims-Präsident Alfredo Palacio bot am Wochenende Gespräche an, forderte aber eine vorherige Aufhebung der Erdölblockade. Die Firmen hingegen lehnten jeden Dialog mit den Demonstranten ab. Präfekt Guillermo Munoz erklärte kurz vor seiner Festnahme, ein Gespräch sei nur möglich, wenn die Regierung den Ausnahmezustand aufhebe, die brutale Repression einstelle und eine Verhandlungskomission nach Lago Agrio schicke. „Wir lassen uns nicht einschüchtern und bleiben hier, bis die Multis kapiert haben, dass sie sich nicht weiterhin mit unseren Rohstoffen bereichern können“, rief ein Demonstrant, der in Lago Agrio der Ausgangssperre trotzte. Wegen der Blockade hatte Petroecuador am Donnerstag seine Förderung eingestellt. Am Samstag konnte das Unternehmen wieder 27 000 Fass fördern, war jedoch noch weit von der durchschnittlichen Tagesmenge von 200 000 Barrel Erdöl entfernt. Nach Angaben von Staatschef Palacio betragen die Verluste bereits 100 Millionen Dollar und könnten bis zu 500 Millionen US-Dollar erreichen, da durch „Sabotage“ die normale Fördermenge voraussichtlich erst im November wieder erreicht werden könne. Bei den ebenfalls durch Proteste beeinträchtigten privaten Firmen sank die Erdölproduktion nach Angaben eines Sprechers um die Hälfte auf etwa 150 000 Barrel am Tag.

Der Konflikt in Ecuador dürfte sich zu Wochenbeginn weiter in den Rohölpreisen niederschlagen. Ecuador ist der fünftgrößte Erdölexporteur Südamerikas. Erdöl bringt ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts und einen Großteil der Devisenerlöse ein. Mehr als die Hälfte der Exporte gehen in die USA. 2004 bescherten die Ölexporte dem Land Einnahmen in Höhe von 3,9 Milliarden Dollar.

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