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Politik: Ein afrikanisches Drama

Als Erster hat der zurückgetretene libysche Botschafter in Indien von afrikanischen Söldnern berichtet, die der bedrängte Diktator Muammar al Gaddafi gegen sein Volk einsetze. Dem arabischen Fernsehsender Al Dschasira sagte Ali al Essawi, die Söldner seien „schwarze Afrikaner, die nicht arabisch sprechen.

Als Erster hat der zurückgetretene libysche Botschafter in Indien von afrikanischen Söldnern berichtet, die der bedrängte Diktator Muammar al Gaddafi gegen sein Volk einsetze. Dem arabischen Fernsehsender Al Dschasira sagte Ali al Essawi, die Söldner seien „schwarze Afrikaner, die nicht arabisch sprechen. Sie tun schreckliche Dinge, gehen von Haus zu Haus und töten Frauen und Kinder“. Die Söldner sollen aus dem Tschad, der Demokratischen Republik Kongo, Niger, Mali und dem Sudan kommen, aber auch aus Asien und Osteuropa, schreibt die britische Zeitung „Guardian“. Die kenianische Tageszeitung „The Daily Nation“ schreibt auch von kenianischen Söldnern, die als ehemalige Soldaten oder Polizisten bei privaten Sicherheitsfirmen in Libyen angeheuert haben sollen.

Gaddafi hat jedenfalls schon vor Jahren eine Islamistische Pan-Afrikanische Brigade aufgebaut, der rund 2500 Söldner aus dem Tschad, dem Sudan und Niger angehören sollen, schreibt die amerikanische Zeitung „New York Times“. Die Truppe sollte Ausdruck des Vereinigungswillens sein, den Gaddafi bei den Gipfeln der Afrikanischen Union (AU) regelmäßig zur Schau stellte. Gaddafi nervte die AU-Präsidenten regelmäßig mit seinem Plan, die Vereinigten Staaten von Afrika zu gründen, mit ihm an der Spitze, möglichst. Diesen Geist sollte seine Pan-Afrikanische Brigade atmen. Tatsache ist auch, dass Gaddafi unzählige Milizionäre aller möglichen Aufständischen vor allem aus Westafrika trainiert hat, etwa die blutrünstigen Rebellen aus Sierra Leone. Er hat zudem Kämpfer aus Mali für ihren Kampf um Unabhängigkeit unterstützt und ausgebildet. Die malische Regierung befürchtet nun, dass auch diese Kämpfer als Söldner gegen die Demonstranten eingesetzt werden könnten.

In Libyen leben rund eine halbe Million Schwarzafrikaner legal als Beschäftigte, überwiegend auf Baustellen. Eine weitere Million dürfte illegal in Libyen sein, immer in der Hoffnung auf eine Passage nach Europa. Ihre Lage hat sich durch den Einsatz afrikanischer Söldner gegen die Opposition dramatisch verschlechtert. Der unabhängige somalische Sender Radio Shabelle berichtet von mindestens einem Somalier, der von empörten Libyern getötet worden sein soll. Ein Somalier sagte dem Radio, seine Familie traue sich nicht mehr aus dem Haus. Bei den Kämpfen in Bengasi sind offenbar zudem einige Nigerianer gestorben. Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan hat am Donnerstag die Evakuierung seiner Landsleute aus Libyen beschlossen. Wie das gehen kann, ist der zuständigen Katastrophenbehörde aber offenbar noch nicht klar. In der nigerianischen Presse wird die zögerliche Haltung der Regierung jedenfalls scharf kritisiert, denn offenbar weiß sie noch nicht einmal, wie viele Nigerianer in Libyen festsitzen. Dagegen hat die Regierung in Nairobi am Freitag ein Flugzeug nach Tripolis geschickt, um knapp 100 Kenianer zurückzubringen. Dagmar Dehmer

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