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Politik: Ein Bild des Friedens

Schärfste Sicherheitskontrollen auf dem Petersplatz – doch bei der Ostermesse mit dem Papst blieb die Angst draußen

Um auf den Petersplatz zu gelangen, mussten Zehntausende von Gläubigen an Ostern bis zu zwei Stunden in den Warteschlangen vor den Metalldetektoren ausharren. Unter die Gottesdienstbesucher hatten sich Polizisten in Uniform sowie mehrere hundert Sicherheitsbeamte in Zivil gemischt; auf den Dächern rund um den Vatikan waren Scharfschützen in Stellung gegangen; Polizeihubschrauber kreisten um das Areal. Nach einem Bericht der Zeitung „La Stampa" hatte Italiens Regierung außerdem den Abschuss von verdächtigen Flugzeugen erlaubt. Niemals zuvor hatte es derart scharfe Kontrollen auf dem Petersplatz gegeben.

Ganz im Gegensatz zur Anspannung im Hintergrund bot der Petersplatz selbst – nicht zuletzt für die Fernsehbilder, die live in 53 Staaten der Welt gingen – ein Bild des Friedens. Die holländischen Gärtner, die traditionell den Blumenschmuck zur Ostermesse und zum Papstsegen „Urbi et Orbi" spenden, hatten eine Gartenschau in hellen Blütenfarben angelegt. Die Stimmung der Gläubigen war denn auch eher von Fröhlichkeit als von Angst gekennzeichnet.

Gesundheitlich von den Strapazen der Karwoche offenbar wenig beeinträchtigt, leitete Papst Johannes Paul II. nach den ausgedehnten Gottesdiensten der vergangenen Tage auch die zweistündige Ostermesse am Sonntag. Seine Friedensbotschaft zum feierlichen Schlusssegen „Urbi et Orbi" kleidete er nicht in direkte Appelle, sondern in die zurückhaltende Form eines Gebetes.

In Gott, so wünschte der Papst, „finde die Menschheit die Kraft, dem unmenschlichen Phänomen des Terrorismus entgegenzutreten, der das Leben leugnet und den Alltag vieler fleißiger und friedlicher Menschen beeinträchtigt und unsicher macht". Konkrete Ratschläge an die Politiker vermied der Papst. Er sagte nur, Gottes „Weisheit erleuchte die Menschen guten Willens im gebotenen Einsatz" gegen die „Geißel" des Terrorismus. Dann fügte er aber hinzu, „die Versuchung der Rache lasse dem Mut zur Vergebung den Vortritt; die Kultur des Lebens und der Liebe vereitle die Logik des Todes; das Vertrauen gebe dem Leben der Völker wieder Raum."

Ohne in Details zu gehen, wünschte der Papst „den nationalen und internationalen Institutionen" und deren Verantwortlichen, sie sollten „Unterstützung finden im Blick auf eine zufrieden stellende Lösung der andauernden Konflikte, die einige Regionen Afrikas, den Irak und das Heilige Land mit Blut überziehen."

Johannes Paul II., der auch in der Vergangenheit schon das Gespräch zwischen den Weltreligionen sowie deren gemeinsamen Einsatz für den Frieden aktiv gefördert und gefordert hat, beschwor ausdrücklich die Gemeinsamkeit, die Christentum, Islam und Judentum miteinander verbinde. Die Religionen sollten sich zur Zusammenarbeit „gedrängt" fühlen, sagte er.

Der Ostertourismus nach Rom hat unter den Terror-Spekulationen offenbar wenig gelitten. Die regionale Hoteliers-Vereinigung schätzt, dass zu den Feiertagen 2,7 Prozent weniger Gäste in der Stadt waren als vergangenes Jahr. Der Rückgang sei aber „viel weniger stark ausgefallen, als wir nach der Tragödie von Madrid erwartet hätten", erklärte der Präsident des Verbandes, Giuseppe Roscioli. Aus Deutschland kamen in diesem Jahr 28 000 Deutsche in der „Ewigen Stadt".

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