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Politik: Ein blasser Aal

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon steht vor seiner Wiederwahl – Kritiker halten ihn für zu bieder

Der unterwürfige Taktiker Ban Ki Moon steht vor einer zweiten Amtszeit. Bislang hat er seine Kritiker nicht überzeugt. Der Mann an der Spitze der Vereinten Nationen machte sich ganz klein. In „demütiger“ Weise bat UN-Generalsekretär Ban die Mitglieder des mächtigen UN-Sicherheitsrates, seinen Namen für eine zweite Amtszeit in Erwägung zu ziehen. Zusammen habe man „viel getan“, schmeichelte Ban. Stets sei er sich den „kommenden gewaltigen Herausforderungen“ bewusst, schrieb der Südkoreaner. Jetzt hat der frühere Außenminister aus Seoul sein Ziel fast erreicht: Am Freitag hat der Sicherheitsrat den 67-Jährigen für eine zweite fünfjährige UN-Amtszeit ab 2012 vorschlagen. Diese „Empfehlung“ des Sicherheitsrates ist die eigentliche Entscheidung. Im zweiten Schritt wird die UN-Vollversammlung ihn formell ernennen.

Experten wie Tim Wirth von der Stiftung der Vereinten Nationen, sind sich sicher: „Ban Ki Moon wird wiedergewählt, daran gibt es keinen Zweifel.“ Zwar gilt Ban als gewiefter Taktiker, notorisches Arbeitstier und ein Mann mit „fester Meinung und starker Motivation“, wie Yoon Young Kwan, ein früherer Außenminister Südkoreas, lobt. Doch fragen Skeptiker noch immer: Ist Ban der Richtige? Eine Aufgabe, die schon der erste UN-Generalsekretär Trygve Lie als „unmöglichsten Job der Welt“ bezeichnete. Bans Kritiker meinen: Er ist zu blass, zu bieder, zu unterwürfig. Das renommierte US-Magazin „Foreign Policy“ lästerte, Ban sei ein „Dilettant auf der internationalen Bühne“. Es half auch nicht, dass Ban in der Frühphase seiner Amtszeit die Neigung zeigte, sich selbst zu beschädigen. Unvergessen ist Bans Bonmot, dass man ihn in seiner Heimat den „schlüpfrigen Aal“ nannte.

Tatsächlich: Noch immer fehlt Ban das große Thema. Zwar betonte er mehrmals, er wolle vorneweg gegen den Klimawandel kämpfen. Doch bislang sind die Resultate mager. Ban-Gegner gehen so weit, den UN-Chef für das Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen 2009 mitverantwortlich zu machen. Auch auf dem wichtigsten Feld der UN, der Schaffung von Frieden und Sicherheit, ist Bans Bilanz nicht beeindruckend. Neben den Bürgerkriegen und Revolten in der arabischen Welt müssen sich die Vereinten Nationen mit mehr als 30 weiteren bewaffneten Konflikten herumschlagen. Bislang schaffte Ban es nicht, einen der großen Brandherde zu löschen.

Ebenso machte Ban bei der Verteidigung der Menschenrechte lange keine gute Figur. Immerhin prangert er jetzt die arabischen Despoten an, die ihr eigenes Volk terrorisieren. Organisationen wie Human Rights Watch tadelten den Südkoreaner für seine wachsweiche Haltung gegenüber der asiatischen Vormacht China. „Wir hoffen, dass er in seiner zweiten Hälfte seiner UN-Zeit, die moralische Autorität seines Amtes in einer stärkeren Weise nutzt“, heißt es bei Human Rights Watch. Dabei sollte Ban auf die „Sensibilitäten der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates“ keine Rücksicht mehr nehmen. Genau das aber scheint Bans Spezialität zu sein. Zwar hatte der Karrierediplomat manchen Hader mit einer der fünf Vetomächte, USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich. So verdächtigten die Russen den UN-Generalsekretär, die staatliche Unabhängigkeit des Kosovos zu forcieren. Das Kosovo gehörte zu Serbien, einem traditionellen russischen Freund. Ban gelang es aber, die Lage zu beruhigen. So schanzte er den Russen wichtige Posten im UN-System zu.

Wie wichtig Bans guter Draht zu den Hauptstädten der Vetomächte für seine Karriere tatsächlich ist, zeigt sich in diesen Tagen: Nur wenn die mächtigen Fünf die Ban-Kandidatur nicht blockieren, kann er eine zweite Amtszeit antreten. Ban weiß genau: Die Vetomächte favorisieren die Kandidaten, die nicht zur eitlen Selbstdarstellung neigen. Auch wollen die fünf von „starken und kreativen“ Bewerbern nichts wissen, wie der frühere UN-Untergeneralsekretär James Jonah festhält. Ban dürfte den Topjob an der UN-Spitze also behalten.

Jan Dirk Herbermann

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