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Politik: Ein Bremer Unentschieden

Umweltpolitik ist schwer: Ein Beispiel von der Weser

Umweltpolitik ist schwer: Ein Beispiel von der Weser Bremen - Wer Gutes für die Umwelt tun will, fühlt sich gelegentlich wie bei einem Hürdenlauf, und der kann auch mal zwei Jahrzehnte dauern. Seit 1987 wird in Bremen über den Bau eines neuen Wasserkraftwerks an der Weser diskutiert – jetzt ist endlich „die entscheidende Hürde genommen“, wie Bau- und Umweltsenator Ronald-Mike Neumeyer (CDU) mitteilte: Die sogenannte Planfeststellung wurde erteilt. Damit kann Bremen demnächst einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten – der aber durch den geplanten Bau eines Kohlekraftwerks durchkreuzt wird.

Schon 1911 hatte ein Vorgängermodell den Betrieb aufgenommen: ein Acht-Megawatt-Wasserkraftwerk, gekoppelt mit einem Weserwehr. Vor 20 Jahren wurde die gesamte Anlage abgerissen. Jahrelang flossen Unmengen Wasser ungenutzt durch die Weser, bis sich 2001 gleich vier Interessenten für einen Neubau meldeten. Der Grund des Umschwungs: Seit 2000 garantierte das Erneuerbare-Energien-Gesetz eine rentable Vergütung für jede ins Stromnetz eingespeiste Kilowattstunde. Den Zuschlag erhielt schließlich ein Konsortium aus der Bremer Tandem-Projektgesellschaft und dem Greenpeace-Ableger Planet energy.

Nach langwierigem Planfeststellungsverfahren können die Investoren nun bald mit dem Bau beginnen, der etwa zwei Jahre dauern soll. Falls nicht wieder etwas dazwischenkommt: Womöglich gehen Angler vor Gericht, weil sie fürchten, dass die Turbinen Fische zerhäckseln. Die künftigen Betreiber glauben allerdings, solche tödlichen Nebenwirkungen weitgehend ausschließen zu können.

Ungewöhnlich ist auch die Finanzierung des 27-Millionen-Euro-Vorhabens. Die Betreiber setzen nicht auf Staatszuschüsse, sondern auf das Engagement umweltbewusster Bremer: Über einen „Bürgerfonds“ kann sich jeder an dem Projekt beteiligen. Die unterirdische Zehn-Megawatt-Anlage soll Strom für maximal 12 500 Haushalte liefern und damit den Ausstoß von bis zu 32 000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ersparen.

Zunichte gemacht wird dieser Fortschritt allerdings durch den geplanten Bau eines Kohlekraftwerks: Die mittlerweile privatisierten Stadtwerke, heute SWB genannt, wollen 2012 eine 900-Megawatt-Anlage in Betrieb nehmen, die jährlich mindestens 4,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstößt. Ein Gaskraftwerk wäre viel klimafreundlicher, doch die SWB scheut die höheren Kosten und fürchtet die Abhängigkeit von russischem Erdgas.

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