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Politik: Ein Elefant im Wahlladen

Der Kanzler, wie man ihn jetzt kennen lernt, bestimmt das Bild – und das wird zum Eklat

Er grinst. Und grinst. Ja doch, sein Raubtierlächeln. Und sagt, was er die ganze Zeit schon sagt: „Ich regiere weiter.“ Einfach so, er lässt sich nicht beirren. „Ich bleibe.“ Angela Merkel schaut ihn an, Guido Westerwelle auch, aber leise den Kopf schüttelnd, Edmund Stoiber ringt die Hände. Der Kanzler will bleiben, obwohl er verloren hat, wie Merkel ihm sagt, wie Westerwelle ihm sagt, wie die Moderatoren der „Elefantenrunde“ sagen, um ihn noch einmal zu befragen, wie er sich das denkt.

Schröder, zurückgelehnt in seinem Stuhl, legt sich mit ihnen an. Wirft Hartmann von der Tann und Nikolaus Brender stellvertretend für die Medien vor, sie hätten gegen die SPD, gegen ihn „angesendet“. Die verwahren sich gegen seine Vorwürfe, er bleibt dabei. Und grinst. Sagt, dass sie es doch nicht ernsthaft bestreiten könnten. Die bestreiten es doch. Er fährt ihnen dazwischen, sie fahren ihn an. Brender sagt: „Ich nenne Sie jetzt Herr Schröder“, nicht mehr „Herr Bundeskanzler“, wie zuvor. Schröder grinst. Brender verbittet sich Unterstellungen, Schröder verbittet sich Unterbrechungen, wiederholt sich, schaut Merkel an, die ihn, und er sagt: „Sie werden es nicht.“

Merkel sagt ihm, dass er vielleicht noch nicht ganz erfasst habe, wie die Lage sei. Und dass sie sich so sein Verhalten erkläre. Er grinst. Sie sagt, dass die stärkste Fraktion im Bundestag das Recht zur Regierungsbildung habe. Schröder wischt dieses Recht beiseite. Legt sich fest, sich und die SPD: „Wir werden reden, aber Sie werden nicht Kanzlerin, nicht mit den Stimmen der SPD.“ Verabschiedet Merkel, gewissermaßen. Und verabschiedet nebenbei den Außenminister, den alten Kampfgefährten Joschka, indem er von dessen „Nachfolgern“ redet.

Fischer versucht, die hohen Wogen der Unruhe zu glätten, spricht von demokratischen Spielregeln, von Gesprächen, die alle miteinander führen müssten, um eine „stabile Regierung“ zu bilden, und sei es eine große Koalition, „aber nicht heute“. Schröder wendet sich ihm zu, schaut ihn an, milde. Fischer schaut nicht zurück. Opposition, sagt Fischer in die Runde, ist für ihn auch eine wichtige Aufgabe. Westerwelle findet das auch und schließt „Ampel und Gehampel“ aus. Schröder geht nicht auf ihn ein, nicht auf ihn zu, sondern greift an, dieser sei vielleicht zu jung, um sich an die sozial-liberale Koalition zu erinnern.

Westerwelle sagt, Schröders Verhalten gezieme sich nicht für einen Kanzler, und er sagt es, den Blick streng auf den Kanzler gerichtet, sehr nüchtern im Ton. Schröder grinst. Fischer wendet sich ab, nach links, zum Kollegen Lothar Bisky von der Linkspartei, der in der Opposition bleiben wird, und führt ein kleines Gespräch. Die Runde ist vorüber. Der Eklat ist da.

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