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Politik: Ein Erfolg, trotz aller Heuchelei (Kommentar)

Jede Leidenszeit geht einmal zu Ende. Augusto Pinochet beispielsweise, der arme alte Ex-Diktator Chiles, muss schon seit 15 Monaten im verregneten London in einer herrschaftlichen Villa mit Bediensteten und ausgezeichneter ärztlicher Betreuung zubringen.

Jede Leidenszeit geht einmal zu Ende. Augusto Pinochet beispielsweise, der arme alte Ex-Diktator Chiles, muss schon seit 15 Monaten im verregneten London in einer herrschaftlichen Villa mit Bediensteten und ausgezeichneter ärztlicher Betreuung zubringen. Aber nicht mehr lange. London will den "Entführten", wie sich Pinochet gerne selbst sieht, aus gesundheitlichen Gründen ausreisen lassen. Wirklich überraschend wäre dies nicht. Seit Monaten haben Santiago, Madrid und London nach einer Lösung für das heikle diplomatische Problem namens Pinochet gesucht. Niemand wollte wohl ernsthaft für einen langjährigen Prozess verantwortlich sein. Nun sind alle fein heraus. Auch Chile. Das hatte bisher immer eine Freilassung mit dem Argument gefordert, Pinochet müsse in Chile vor Gericht gestellt werden. Das war schlicht gelogen, weil die juristischen Hebel fehlen. Deshalb ist die Ankündigung des scheidenden Präsidenten Frei, Pinochet werde nun der Prozess gemacht, ebenso heuchlerisch. Dennoch wird es in Zukunft kaum mehr möglich sein, an diesem Fall vorbeizukommen. Erstmals wurde einem hochrangigen Diktator die Immunität verwehrt. Erstmals wurde die Anti-Folter-Konvention international angewandt. Bei den Verfahren gegen Kriegsverbrecher aus Ex-Jugoslawien werden bereits Parallelen zu Pinochet gezogen. Auch wenn es schmerzt, ihn wieder vor seinen jubelnden Anhängern sehen zu müssen - die juristischen Erfolge bleiben.

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