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Politik: Ein Ex-Minister auf Entzug Scharping will 2006 noch mal in den Bundestag

Die Antwort aus dem Bundestagsbüro kam prompt: Rudolf Scharping habe sich vor Monaten zu seiner möglichen Kandidatur im Wahlkreis Montabaur für den Bundestag geäußert. Seither gebe es von ihm keine Stellungnahme mehr zu diesem Thema und, so wird hinzugefügt: „Dabei wird es noch einige Zeit bleiben.

Die Antwort aus dem Bundestagsbüro kam prompt: Rudolf Scharping habe sich vor Monaten zu seiner möglichen Kandidatur im Wahlkreis Montabaur für den Bundestag geäußert. Seither gebe es von ihm keine Stellungnahme mehr zu diesem Thema und, so wird hinzugefügt: „Dabei wird es noch einige Zeit bleiben.“

Ihm sei geraten worden, erst einmal still zu sein, verrät ein Kenner der Mainzer Szene. Der Grund lieg auf der Hand. Hatte doch die Ankündigung des ehemaligen Verteidigungsministers vom Herbst vergangenen Jahres, er werde 2006 wieder kandidieren, in rheinland-pfälzischen SPD-Kreisen einigen Staub aufgewirbelt. Besonders verärgert habe es einige Genossen, dass „der Rudolf versucht, seine guten Kontakte zu Kurt Beck auszunutzen“. Mit ihm soll Scharping schon frühzeitig nicht nur über eine Kandidatur, sondern auch über einen optimalen Listenplatz gesprochen haben. Offiziell wird weder das noch die angebliche Zusage Becks, den Wunsch zu erfüllen, bestätigt.

Hinter vorgehaltener Hand aber heißt es: „Die Angelegenheit ist für Kurt Beck ein richtiges Scheißding.“ Einerseits fühlt er sich dem ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes verbunden. Nicht zuletzt, da man sich früher, als Scharping „seine Gräfin“ noch nicht gehabt habe, auch privat getroffen habe. Das sei zwar abgeklungen, aber die Loyalität zu Scharping sei geblieben. Beck habe dessen Verdienste um Rheinland-Pfalz und die dortige SPD nicht vergessen. Andererseits aber habe sich Scharping so weit aus der Landespolitik zurückgezogen, dass so mancher Genosse frage: „Warum soll er auf einem Spitzenplatz abgesichert werden?“

Widerstände gegen ihn werden erwartet, zumal nahezu alle derzeitigen Bundestagsabgeordneten des kleinen Landes auch nach der nächsten Wahl gerne wieder in Berlin aktiv sein wollen. „Warum will er unbedingt wieder in den Bundestag?“, fragte dieser Tage rätselnd ein SPD- Ortsvereinsvorsitzender. Schließlich habe der 57-Jährige keine finanziellen Sorgen, ihn erwarteten „ordentliche Pensionen“ und seine Gastprofessur an der „Fletcher School of Law and Diplomacy“ in Medford bei Boston bringe sicher auch noch den einen oder anderen Euro. Und außerdem wolle er doch Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer werden.

Die Antwort seines Gegenübers und nach eigener Aussage „recht guten Bekannten von Rudolf“ kam prompt: Der Mann, der von Gerhard Schröder 2002 wegen Vertragshonoraren des PR-Beraters Moritz Hunzinger an ihn recht unehrenhaft aus dem Kabinett entlassen worden sei, sei zwar „kein Raffzahn, sondern eher bescheiden, hängt aber an Statussymbolen“. Schon der Verlust des Personenschutzes habe ihm zu schaffen gemacht. „Das“, so fügte er hinzu, „sei menschlich, aber kein Grund für eine Wahlgarantie.“

Stephan Lüke[Mainz]

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