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Politik: Ein Jahr nach dem Tsunami sind Seelsorger erneut gefragt

Berlin - Auch ein Jahr nach dem Tsunami wirkt die Katastrophe in den Köpfen fort. Gerade jetzt, wo sich die Rückblicke häufen, werden bei vielen Betroffenen Erinnerungen wach.

Berlin - Auch ein Jahr nach dem Tsunami wirkt die Katastrophe in den Köpfen fort. Gerade jetzt, wo sich die Rückblicke häufen, werden bei vielen Betroffenen Erinnerungen wach. Unter den mehr als 7000 Deutschen, die sich seinerzeit in den betroffenen Gebieten aufhielten, wächst die Nachfrage nach psychosozialer Betreuung. Bei einer Hotline des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, die über seelsorgerische Angebote informiert und Therapeuten vermittelt, stieg die Zahl der Anrufe zuletzt stark an. „Zurzeit haben wir fünf bis 20 Anfragen pro Tag“, sagte die Sprecherin der Koordinierungsstelle Noah. Rund 500 Hinterbliebene und Betroffene nahmen im vergangenen Jahr an den Angehörigentreffen in ganz Deutschland teil und tauschten dort ihre Erfahrungen aus.

Insgesamt forderte die Flutwelle 537 deutsche Todesopfer, davon kamen 520 in Thailand und 17 in Sri Lanka ums Leben. Mit Flugzeugen der Luftwaffe und Charterflugzeugen brachte das Auswärtige Amt 114 schwer verletzte Deutsche und 61 mit leichten Blessuren zurück nach Deutschland. Insgesamt mussten 1000 deutsche Staatsbürger mit Verletzungen behandelt werden. „Viele haben sich vor Ort selbst geholfen“, sagte ein Sprecher der Behörde. Mittlerweile ist die Arbeit des Außenministeriums in der Seebebenregion abgeschlossen.

Aber noch immer gelten 15 Deutsche als vermisst – einer in Sri Lanka und 14 in Thailand. Von einigen davon fehlt nach Informationen des Außenamtes weiterhin jede Spur. Von manchen wurden möglicherweise bereits die Leichen gefunden, ohne dass die Identität abschließend geklärt werden konnte. Die Identifizierung der stark entstellten Körper stellte sich als besonders schwierig heraus. Deshalb stieg die offizielle Zahl der deutschen Todesopfer während des vergangenen Jahres nur sehr langsam an. Erstmals in seiner Geschichte schickte das Bundeskriminalamt (BKA) eine Identifizierungskommission in ein Krisengebiet. Die Beamten entnahmen die Fingerabdrücke von Leichen, verglichen DNA-Material und versuchten anhand des Gebisses die Identität zu ermitteln. Seit dem 16. Dezember ist das BKA-Team nicht mehr im Einsatz, weil das thailändische Identifizierungszentrum von Phuket nach Bangkok umzieht. „Im Januar werden unsere Experten aber wieder vor Ort sein“, kündigte eine BKA-Sprecherin an.

Johannes Christ

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