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Politik: Ein Klima der Ungewissheit beherrscht den Nachkriegs-Alltag

Anfang November. Es ist ungewöhnlich warm für die Jahreszeit.

Anfang November. Es ist ungewöhnlich warm für die Jahreszeit. Man freut sich darüber, dass die Heizperiode noch nicht angefangen hat. Aber es verwirrt die Leute auch und passt in das Bild allgemeiner Verunsicherung. Niemand hat eine Ahnung, wie die Zukunft aussehen wird. Leider ist das Thema Nummer eins in allen Gesprächen die Politik. Die Opposition beharrt darauf, dass die Zusammenarbeit untereinander über das bisherige Maß hinausgeht; die Vereinbarung über die Bedingungen für Neuwahlen sei der Wendepunkt gewesen. Von außen betrachtet, bemerkt man die Veränderung kaum. Die "Serbische Erneuerungsbewegung" nimmt immer noch nicht an den Protestdemonstrationen teil und spielt auf Zeit. Die "Demokratische Partei", stärkste Kraft der "Allianz für den Wandel", sieht das nicht so ungern und distanziert sich manchmal von der "Erneuerungsbewegung". So hält sie selbst die Führung der Proteste in der Hand.

Einer jüngst von einem seriösen amerikanischen Institut in Auftrag gegebenen Umfrage einer amerikanischen Firma zufolge ist die "Allianz für den Wandel" die populärste politische Kraft, die mehr Anhänger hat alle jede Oppositionsgruppe oder die Regierung. Das mag durchaus mit der Außenwahrnehmung übereinstimmen, aber von innen betrachtet, verwundert dieser Befund. Ganz zu Recht fragt die "Erneuerungsbewegung", warum all diese Anhänger der "Allianz" denn nicht auf der Straße seien.

Was die aktuelle Politik betrifft, so kristallisierte sich in diesen Tagen ein neues Bündnis heraus. Es besteht aus der "Demokratischen Alternative", des "Demokratischen Zentrums" und der "Neuen Demokratie". Ihr Hauptziel ist, zwischen beiden bisherigen Hauptströmungen der Opposition zu vermitteln. Unterdessen verhält sich die Teilrepublik Montenegro klug. Öffentlich zeigt sie sich mehr oder weniger in Einklang mit der serbischen Führung, spricht von einer freundlichen Atmosphäre bei den Gesprächen über die Zukunft der Föderation und betonen den Willen, den gemeinsamen Staat zu erhalten. In der Praxis aber legalisiert sie die DM als Zahlungsmittel, ein weiterer Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Sie ist sich der Tatsache bewusst, dass die Formel "Nicht unabhängig, aber auch nicht vereint", sich im Verhältnis zu Serbien und zum Westen am besten bewährt.Die junge Serbin Alex K. beschreibt für uns den Nachkriegs-Alltag in Belgrad. Um die Autorin zu schützen, können wir ihren richtigen Namen nicht nennen.

Alex K.

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