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Politik: Ein Siegener will in Leipzig siegen

SPD-Kandidat Jung ist Favorit bei OB-Wahl

Von Matthias Schlegel

SPD-Kandidat Jung ist Favorit bei OB-Wahl Berlin - Mit den Großstädten hat die erfolgsverwöhnte sächsische CDU ihre Probleme: Leipzig ist seit 1990, als Westimport Hinrich Lehmann-Grube die Herzen der Messestädter eroberte, fest in SPD- Hand. In der Landeshauptstadt Dresden löste im Juni 2001 der von einer Bürgerinitiative „OB für Dresden“ getragene Liberale Ingolf Roßberg den CDU-Mann Herbert Wagner ab. Im „roten Chemnitz“ steht seit 1993 der promovierte Computerfachmann Peter Seifert (SPD) an der Spitze der Stadt, in deren Parlament die PDS die meisten Sitze hat.

Am Sonntag wird nun in Leipzig wieder ein Oberbürgermeister gewählt, weil der seit 1998 amtierende Wolfgang Tiefensee als Verkehrsminister nach Berlin gerufen wurde. Als Tiefensee im April 2005 mit satten 67 Prozent wiedergewählt worden war, hatte er die anderen Kandidaten weit hinter sich gelassen. Freilich war das vor allem ein Sympathiebeweis für den musischen 1,98-Meter-Mann, dessen Popularität weder durch die gescheiterte Olympiabewerbung noch durch die Arbeitslosigkeit in der Stadt von knapp 20 Prozent gelitten hatte.

Nun werden die Karten neu gemischt, und kein Geringerer als Sachsens Regierungschef Georg Milbradt (CDU) hat das Oberbürgermeisteramt in Leipzig als die „zweitwichtigste Position in Sachsen nach dem Ministerpräsidenten“ genannt. Für die CDU geht mit dem 48-jährigen Landtagsabgeordneten Uwe Albrecht ein Mann ins Rennen, der in Leipzig groß geworden ist, in den durchaus problembeladenen Stadtteilen Gohlis und Eutritzsch gewohnt hat und von seinem jetzigen Wohnort Borsdorf mit dem Rad in 40 Minuten im Neuen Rathaus ist. Als Finanzexperte, der den Haushalt der sächsischen CDU/SPD-Koalition wesentlich mitgestaltet hat, hält er sich für besonders geeignet, die mit 940 Millionen Euro hoch verschuldete größte Kommune der neuen Bundesländer finanziell zu sanieren.

SPD-Konkurrent Burkhard Jung (47) hat ihm – obwohl erst 1991 aus dem Siegerland zugereist – voraus, dass er seit 1999 den Rathausbetrieb als Beigeordneter für Jugend, Soziales, Schule und Sport kennt. Das muss k ein Vorteil sein, schließlich haben Leipzigs Stadtregierung und -parlament in den vergangenen Jahren durch Vettern- und Misswirtschaft sowie Verquickungen von Kommunalpolitikern mit städtischen Betrieben für Negativschlagzeilen gesorgt. Dass Jung einst als Olympiabeauftragter der Stadt abberufen werden musste, weil er sorglos eine umstrittene Provisionszahlung unterschrieb, schadete dem Image des jugendlich wirkenden Lehrers nicht nachhaltig. In den Umfragen führt er klar vor Albrecht, doch der CDU-Mann holt auf. Von den übrigen fünf Kandidaten hat wohl nur PDS-Mann Dietmar Pellmann die Chance, zumindest durch ein zweistelliges Ergebnis einen zweiten Wahlgang zu erzwingen.

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