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Dieses Fahndungsfoto hat die dänische Polizei am Samstagabend veröffentlicht. Es soll den mutmaßlichen Attentäter zeigen.

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Update

Ein Toter bei Anschlag in Kopenhagen: Fahndungsfoto veröffentlicht - Polizei geht von Einzeltäter aus

Eine Konferenz zum Thema Pressefreiheit und Blasphemie mit dem schwedischen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks ist Ziel eines Anschlags geworden. Ein Mann starb, drei Polizisten wurden verletzt. Zwei mutmaßliche Täter sind auf der Flucht.

Bei einer Schießerei in Kopenhagen ist offenbar ein 40-jähirger Mann getötet worden. Drei Polizisten wurden verletzt, sie schweben nicht in Lebensgefahr. Die Schüsse seien während einer öffentlichen Veranstaltung zum Thema "Kunst, Gotteslästerung und Meinungsfreiheit" gefallen, es werde nach einem Einzeltäter gefahndet, hieß es in dänischen Medien und auf der Website des britischen Fernsehsenders BBC. Der Mann feuerte offenbar mit Schnellfeuergewehren von außen auf das Gebäude.

Am Abend veröffentlichte die Polizei ein Fahndungsfoto und dementierte Berichte, wonach sie zwei Täter suche. "Alles deutet auf einen Einzeltäter hin", hieß es.

Der schwedische Mohammed-Karikaturist Lars Vilks war bei der Konferenz, blieb aber unverletzt. Vilks habe sich in einem Kühlraum versteckt gehalten, berichteten dänische Medien.

Laut Polizei sprach der Angreifer dänisch und floh in einem dunklen VW-Polo. Mittlerweile ist er wohl zu Fuß unterwegs.

Der Mann soll 25-30 Jahre alt sein, etwa 1,85 Meter groß, athletisch gebaut und "arabisch aussehen". Das Auto wurde zwischen den S-Bahnstationen Ryparken und Svanemøllen im Norden gefunden, etwa 2 Kilometer nördlich des Tatorts. Es war einem unbeteiligten Bürger gestohlen worden.

Es wird vermutet, dass der Täter weiter mit einem S-Zug (Vorortzug) geflüchtet ist. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe - sowohl bei der Suche nach den Tätern als auch mit Beobachtungen vom Tatort.

"Politisch motivierter Terror"

Der dänische Nachrichten- und Geheimdienst PET stufte das Attentat als politisch motivierten Terroranschlag ein. „Alles deutet darauf hin, dass die Schüsse eine politisch motivierte Attacke darstellen und deswegen ein Akt des Terrorismus sind“, sagte Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt und drückte ihre Solidarität mit dem dänischen Volk aus.

Auch der französische Botschafter François Zimeray war vor Ort. "Sie haben uns von außen beschossen. Dahinter steckte dieselbe Absicht wie bei 'Charlie Hebdo' - außer, dass es ihnen nicht gelang, hereinzukommen." Kugeln seien durch Türen gedrungen, alle Anwesenden hätten sich auf den Boden geworfen. Nach seiner Einschätzung wurden mindestens 50 Schüsse abgefeuert, fügte der Botschafter hinzu.

Die Polizisten sprachen nach seinen Angaben sogar von 200 Schüssen.

Nach dem blutigen Anschlag auf die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris, bei dem im Januar zwölf Menschen getötet worden waren, lösten die Schüsse in Kopenhagen Panik aus. Zeitweise herrscht Chaos im Umfeld des Tatortes.

Einschlusslocher an der Frontscheibe des Konferenz-Raumes.
Einschlusslocher an der Frontscheibe des Konferenz-Raumes.

© dpa

In den frühen Abendstunden rief das Land die höchste Sicherheitsstufe ist ein, alle verfügbaren Sicherheitskräfte sind im Einsatz und sichern strategisch verwundbare Orte wie den Kopenhagener Hauptbahnhof, den Flughafen und die Redaktionen der Zeitungen "Politiken" und "Jyllandsposten" in Dänemarks zweitgrößter Stadt Aarhus. "Jyllandsposten" hatte 2005 die sogenannten Mohammed-Karikaturen veröffentlicht und damit weltweite Proteste von muslimischer Seite ausgelöst und seitdem unzählige Terrordrohungen erhalten.

Kopfgeld von 150 000 Dollar

Auf den Zeichner Vilks war 2007 im Internet von einem Al-Kaida-Ableger im Irak ein Kopfgeld von 150 000 Dollar ausgesetzt worden. Der schwedische Künstler
hatte eine Zeichnung mit dem Propheten Mohammed als Hund ausgestellt und war schon mehrfach Ziel von Anschlägen.

Augenzeugin berichtet vom Tatort

Die Augenzeugin Claira Lambert ging sie mit ihrem Verlobten und ihrem Hund im angrenzenden Fælledparken spazieren. Als sie plötzlich Schüsse hörte, war sie sich zunächst unsicher, ob es sich tatsächlich um Gewehrschüsse handelte. Die anderen Spaziergänger im Park brachen wenige Sekunden nach den Schüssen in Panik aus. Lambert hörte Rufe wie "Lauft um Euer Leben" und sah, wie die Menschen im Park so schnell wie möglich aus dem Park rannten, wie die Augenzeugin dem dänischen Fernsehsender DR2 erzählte.

"Aus irgendeinem Grund rannte ich in die entgegengesetzte Richtung", sagte sie. Als sie beim Tatort, dem Kulturhaus "Krudttønde" ankommt, sieht sie durchsiebte Fensterscheiben, Polizei und einen leblosen Mann am Boden liegen. (mit AFP/dpa)

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Die dänische Polizei sichert den Tatort.
Die dänische Polizei sichert den Tatort.

© dpa

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