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Politik: Ein Triumph – mit weniger Stimmen

Die CSU gewinnt besonders stark bei jungen Frauen und Arbeitern / Der SPD halten vor allem Rentner die Treue

DIE WAHL IN BAYERN

Als „epochal und sensationell“ hat Edmund Stoiber den Wahlerfolg seiner CSU bezeichnet. Die SPD hingegen fuhr das schlechteste Resultat ein, das sie jemals in einem westdeutschen Bundesland errungen hat. Zurückzuführen ist dies auf vierererlei, ermittelte die Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag von ZDF und Tagesspiegel: auf die Popularität des bayerischen Ministerpräsidenten, auf die hohe Zustimmung für die Arbeit seiner Staatsregierung, auf die drückende bundespolitische Stimmung für die SPD und auf das schlechte Erscheinungsbild der bayerischen Sozialdemokraten.

Zu einem Gutteil kann Stoiber den Wahlausgang als ganz persönlichen Erfolg verbuchen. Vier von fünf Wahlberechtigten meinten noch eine Woche vor der Wahl, dass Stoiber seine Arbeit als Ministerpräsident gut macht, darunter übrigens auch 58 Prozent der SPD-Anhänger. In der Frage, ob sie lieber Stoiber oder Franz Maget als Regierungschef hätten, plädierten 55 Prozent für Stoiber und nur 16 Prozent für Maget. 24 Prozent konnten sich nicht entscheiden, weil sie Maget gar nicht kannten. Aber: Selbst von den wenigen erklärten SPD-Anhängern zog jeder Vierte Stoiber dem eigenen Kandidaten vor.

Erfolgreich war die CSU bei Jung und Alt gleichermaßen. Den größten Zugewinn erzielte sie bei den unter 30-Jährigen und dort vor allem bei den Frauen (plus 16 Prozentpunkte). Bei den 30- bis 44-Jährigen legte sie ebenfalls um satte 12 Prozentpunkte zu. Der SPD hielten die Älteren noch am ehesten die Treue (minus vier Prozentpunkte), die Partei kam bei ihnen auf ihr bestes Ergebnis (24 Prozent). Überdurchschnittlich verloren die Sozialdemokraten bei den 30- bis 44-Jährigen (minus 15). Von den unter 30-Jährigen wählten diesmal nur noch 13 Prozent Rot.

Dabei triumphierte die CSU in allen Berufsgruppen. Selbst bei den Arbeitern, der Stammklientel der Sozialdemokraten, räumte sie ab (plus 16). Die SPD hingegen verlor bei ihnen erneut 15 Prozentpunkte. Nur noch 21 Prozent der Arbeiter wählten die ehemalige Arbeiterpartei, keine drei Prozent mehr als der Durchschnitt. Auch geschlechterspezifisch gab es keinen Unterschied. Die CSU gewann bei Frauen wie Männern. Bei der SPD allerdings fiel auf, dass ihr deutlich mehr Männer den Rücken kehrten als Frauen.

Im Vergleich zur Landtagswahl vor fünf Jahren holten sich Stoibers Christsoziale 295 000 zusätzliche Stimmen von den Wählern anderer Parteien. Dies ergab eine Wählerwanderungs-Analyse des Meinungsforschungsinstituts Infratest-Dimap im Auftrag von ARD und Tagesspiegel. Für die CSU entschieden sich diesmal 238 000 vormaliger SPD-, 27 000 vormaliger FDP- und 21 000 vormaliger Grünen-Wähler. Im Gegenzug verlor die Stoiber-Partei 49 000 Wähler an die SPD, 25 000 an die FDP und 19 000 an die Grünen. Von den Freien Wählern holte sie sich 50 000 Stimmen und gab 38 000 an sie ab. Allerdings gingen diesmal 297 000 CSU-Wähler gar nicht zur Urne – aus Protest oder wegen des spätsommerlichen Bilderbuchwetters

Die SPD verlor 189 000 Wähler an die CSU, 62 000 an die Grünen, 23 000 an die Freien Wähler und 11 000 an die FDP. 334 000 – also noch deutlich mehr als in der CSU-Klientel – – blieben zuhause. Den Grünen gelang es nur, von der SPD Stimmen zu holen. An die CSU gaben sie 2000, an die Freien Wähler 7000 und an die FDP 2000 Stimmen ab. 61 000 Grünen-Wähler verzichteten auf die Stimmabgabe. Die FDP verlor nur an die CSU, den Freien Wählern nahmen CSU und FDP Stimmen ab. Sie konnten aber als einzige Partei 5000 Nichtwähler mobilisieren.

Trotz ihres gewaltigen Ergebnisses kam die CSU wegen der zahlreichen Nichtwähler auf 43 000 Stimmen weniger als im Jahr 1998. Ihr Gesamtergebnis liegt bei 3 237 000 Stimmen. Die SPD verlor 704 000 Stimmen und kam auf eine knappe Million. Die Grünen gewannen 41 000 Stimmen dazu (397 000), die Freien Wähler 39 000 (234 000), die FDP machte 33 000 Stimmen plus (131 000). Für die restlichen Parteien entschieden sich 280 000 Wähler, 155 000 weniger als 1998.

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