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Politik: Ein ungleiches Trio in der SPD-Führung. Zwei Getreue gehen mit Franz Müntefering ins Brandt-Haus: Matthias Machnig und Michael Donnermeyer

Das Trio erscheint in Temperament und Politikstil so heterogen, so widersprüchlich, dass eigentlich gar nichts oder nur wenig zusammenzupassen scheint. Aber der Erfolg hat es zusammengeführt, vielleicht sogar zusammengeschmiedet.

Das Trio erscheint in Temperament und Politikstil so heterogen, so widersprüchlich, dass eigentlich gar nichts oder nur wenig zusammenzupassen scheint. Aber der Erfolg hat es zusammengeführt, vielleicht sogar zusammengeschmiedet. Und so nimmt es nicht wunder, dass der künftige SPD-Generalsekretär Franz Müntefering aus dem Bundesverkehrsministerium zwei "Getreue" wieder mit zurück - jetzt ins Berliner Willy-Brandt-Haus - nimmt, die ihm schon vergangenes Jahr in der Bonner "Baracke" und in der Wahlkampfzentrale, der "Kampa", die Wege zum Wahlerfolg der Partei geebnet haben: Den 39 Jahre alten Matthias Machnig - früher Münteferings Büroleiter - als zukünftigen Bundesgeschäftsführer und den gleichaltrigen Michael Donnermeyer als Pressesprecher der Partei - was er bis zum Wechsel ins Bundesverkehrsministerium schon einmal für ein Jahr war.

Dies ungleiche Trio verbindet indessen eines, nämlich die regionale Herkunft. Alle drei stammen aus dem SPD-Bezirk Westliches Westfalen, dessen Chef Müntefering war, bevor er Landesvorsitzender der Partei in Nordrhein-Westfalen wurde. In der Betrachtung des Verhältnisses zwischen Müntefering und Machnig möchte man dem Spruch Glauben schenken, dass Gegensätze sich anziehen. Der künftige Generalsekretär hat sich mit seinem früheren Büroleiter, seinem derzeitigen Staatssekretär im Bau- und Verkehrsministerium und künftigen SPD-Bundesgeschäftsführer eines Mannes versichert, dem nachgesagt wird, "weniger Juso, mehr young professional" zu sein. Der Soziologe Machnig huldigt dem Schein von Blair und Clinton, er ist der Profi mit den Creative-Teams und Event-Agenturen. Ein Polit-Manager, der, wie Spötter sagen, keine Frage unbeantwortet lässt - und kaum eine beantwortet.

Dass im SPD-Präsidium vor anderthalb Wochen Bedenken gegen seine Berufung laut wurden - darunter nicht nur von Rudolf Scharping - , hat auch damit zu tun, dass mit der anstehenden, in seiner Person verkörperten Reduzierung der Parteizentrale zum reinen Dienstleister ein gutes Stück Denkfabrik wegbrechen könnte und wohl auch wird. Hinzu kommt ein Arbeitsstil, den die einen "durchsetzungsstark" nennen, die anderen mit "Wadenbeißerei" beschreiben. Der künftige Geschäftsführer braucht zur Amtsübernahme nicht das Votum des Parteitages im Dezember.

Zwischen den Polen Müntefering - Machnig ist Michael Donnermeyer anzusiedeln, Sohn einer Bergmannsfamilie im westfälischen Münsterland. Der Wirtschaftsjournalist und spätere Jugendbildungsreferent im SPD-Bezirk Westliches Westfalen, Anfang der 90er Jahre Sprecher von Walter Momper in Berlin und dann der SPD-Fraktion im brandenburgischen Landtag, ist von anderem Geblüt. Ihm wird eine - selten gewordene - Mischung aus Loyalität und eigenem (westfälischem) Kopf nachgesagt. Was heißt, dass er keinesfalls zu jenen Apparatschiks gezählt werden kann, die als Sprecher im Amt zu Gunsten ihres Chefs Nebelkerzen werfen und die Öffentlichkeit in die Irre führen. Lieber schweigt er in professioneller Unaufgeregtheit. Das hat ihn als Sprecher des Parteivorstandes in den Zeiten des Bundestagswahlkampfes und in den Monaten des "innigen" Zweikampfes der Zwillinge Lafontaine/Schröder auch in Bonn ausgezeichnet. Und er glaubt auch noch an die alten Ideale der Sozialdemokratie.

Klaus J. Schwehn

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