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Politik: Ein, zwei, drei, vorbei

Von Stephan-Andreas Casdorff

Von StephanAndreas Casdorff Er war umstellt, kam aus der ganzen Sache nicht mehr raus. So macht man das, wenn einer widerstrebend bleibt, gar nicht hören will. Und Edmund Stoiber wirkte zum Schluss, zum Ende der Klausurtagung, so, als habe er nicht recht zugehört. Um nicht zu sagen: nix verstanden. Da musste ihm die eine Abgeordnete noch mal aufhelfen mit dem Satz, er meine doch wohl ernst, dass er um seine Verantwortung wisse. Nun, und wenn schon nicht er – die anderen wussten es, und die haben Ernst gemacht.

Es war ja auch schon einmal so weit, 2005, als der Herr sich entschieden zu haben schien. Als er auf dem Weg war, weg von München nach Berlin. Damals kamen Stoibers Gefolgsleute zusammen und beratschlagten, wer am besten was machen sollte. Zu der Zeit standen Günther Beckstein und Erwin Huber noch gegeneinander, wenn auch nicht feindlich, so doch als Konkurrenten. Beide wollten beides. Nicht wenige haben aber seinerzeit schon gesagt: Des wird scho’. Was heißen sollte: Beckstein fürs Administrative und Landesväterliche, Huber für die Partei – als einstiger Generalsekretär – und die Abteilung Attacke.

Nun soll es so kommen. Finden sie in München. Stoiber hat sich dreingefügt, denn die Erleichterung nach ersten Meldungen von seinem Rückzug durchlüftete Bayern wie ein Sturmwind. Nach Stoßseufzern gen Himmel. Umso besser, dass der noch Amtierende höchstselbst den Plan verkündet hat. Damit könnte die Ruhe einkehren, die in der CSU der Geschlossenheit vorausgeht. Und nur geschlossen bleiben die Christsozialen der Mythos, der sie inzwischen sind. Streiten sie sich aber weiter, nach Stoiber, wären sie bald auch nicht besser als die CDU. Dabei gehört zum Stolz der Bayern, es besser als die Schwester in Preußen zu können.

In Berlin, wo wir gerade beim Thema sind, wird sich die Schwester freuen. Mit dem Beckstein kann man reden, sagt Wolfgang Schäuble immer, sagt aber auch die SPD, und witziger als Stoiber ist er außerdem. Huber wiederum wird als so gut angesehen – und in seinem Humor verkannt –, dass ihn die heutige Kanzlerin als Chef im Kanzleramt haben wollte. Den Horst Seehofer wollte sie nie, nirgendwo; dass der nicht aufstecken will, wird nicht nur ihr querkommen. Nun, Huber wollte damals nicht, nicht nach Berlin, weil er sich in München etwas ausrechnete. Und Chef der CSU zu sein, das ist schon was. Darin sind Seehofer und er einer Meinung. Ein nahezu historischer Job, in Bayern, für Bayern. Besser ist es, frei nach Franz Müntefering, nur noch als Papst. Der, nicht zu vergessen, auch aus Bayern kommt.

Stoibers Kardinalfehler, 2005 im Bund gezögert zu haben und dann bis 2013 in Bayern regieren zu wollen, können jetzt noch aufgewogen werden. Wenn er tatsächlich noch durch die Bezirke tingeln wollte, dann könnte das eine tolle Abschiedstournee werden. Denn erfolgreich als Ministerpräsident war er, keine Frage. Insoweit waren die Treuebekenntnisse zu seiner Politik auch alle richtig. Die kann man fortführen, obwohl, mal nebenbei: Ein bisschen mehr für Franken und die Oberpfalz müsste der Neue tun. Dort ist das mit der Arbeitslosigkeit und der regionalen Entwicklung nicht überwältigend. Aber dafür steht dann ja der Franke Beckstein. Der muss nur aufpassen, dass die Oberbayern nicht beleidigt sind. Huber ist auch keiner von ihnen, ist Niederbayer. Nun gut, Alois Glück. Er muss halt doch noch eine Zeit bleiben, zur Befriedung. Dabei will er aufhören. Freiwillig.

Ja, aber so kann es gehen, wenn man loslassen kann.

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