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Politik: Eine Grüne im Grünen Salon

Auch die frühere Ministerin Andrea Fischer wechselt die Seiten. Sie wird als Nachfolgerin von Erich Böhme Talkmasterin bei n-tv

Von Ulrike Simon

Die großen Kuschler, Schmeichler und Menschenversteher seien auf dem Vormarsch, sagte Klaus Bresser am Mittwoch, als er sich in Berlin als neuer „Talk-in-Berlin“-Moderator vorstellte. Der ehemalige ZDF-Chefredakteur, der nun zu n-tv geht, spielte damit auf Talkmaster der öffentlich- rechtlichen Sender an, er nannte Alfred Biolek, Reinhold Beckmann und Johannes B. Kerner. „Nichts gegen diese Kollegen“, sagte Bresser, „aber dass sie sich sonderlich für Politik und Macht, Entscheidungen und Entwicklungen interessieren, wird keiner behaupten wollen“. Ein hartes Urteil über Talkmaster, die sich so gern ihrer Gäste aus der großen Politik rühmen. Und ein Urteil, das Bresser über seine neueste Kollegin bestimmt nicht fällt. Sie heißt Andrea Fischer, ist 42 Jahre alt, Grünen-Politikerin und sitzt nach dem 22. September nicht mehr im Bundestag, sondern im „Grünen Salon“ der Berliner Volksbühne, aus der jeden Montag die gleichnamige Talkshow gesendet wird.

Die ehemalige Gesundheitsministerin folgt im „Grünen Salon“ dem 72-jährigen Erich Böhme, der seine Fernsehpräsenz im Oktober beenden wird. Klaus Bresser wurde bereits am Wochenende als Böhmes Nachfolger bei „Talk in Berlin“ bekannt. Was fehlte, war der für die Nachfolge bei Böhmes zweiter und ebenfalls von der AVE produzierten n-tv-Gesprächsrunde „Der Grüne Salon“.

Helmut Brandstätter, Geschäftsführer des Berliner Nachrichtensenders n-tv, bestätigte die Information des Tagesspiegel am Mittwoch. Über Andrea Fischer sagte er, sie sei ein politischer Mensch, sie sei intelligent, jung, witzig und überhaupt nicht ideologisch. Als er und AVE-Geschäftsführer Walid Nakschbandi sich in einem guten Berliner Restaurant getroffen hätten, um über Böhmes Nachfolge beim „Grünen Salon“ zu grübeln, sei ihnen schnell klar geworden, dass Andrea Fischer die Top-Kandidatin für diese Aufgabe sei. Gerade bei einem Spartensender wie n-tv und einer nur wöchentlichen Sendung sei es wichtig, nicht nur gute, sondern auch bekannte Moderatoren zu haben.

Als ihr das Angebot gemacht wurde, habe sich Andrea Fischer sehr interessiert gezeigt, auch weiterhin im politischen Leben mitreden zu können. Noch mehr Gewissheit verschaffte den Senderverantwortlichen die vor einer Woche gedrehte Pilotsendung mit dem stellvertretenden FDP-Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle als Gast. Geklärt werden muss nun nur noch, wie Fischer ihr TV-Engagement mit ihrem bis Dezember dauernden Aufenthalt als Gastdozentin für Biopolitik an der Universität von Toronto vereinbart.

Heinz Eggert, der aus Oybin bei Zittau stammende und als konservativ geltende bisherige Co-Moderator von Böhme, wird auch an der Seite von Andrea Fischer Gastgeber bleiben. Brandstätter ließ im Gespräch mit dieser Zeitung keinen Zweifel daran, dass sich Fischer und Eggert grün seien. Auch das Prinzip der Sendung ändere sich nicht: Der „Grüne Salon“ versteht sich als „gehobener Stammtisch“. Ein Moderations-Duo, einer linksliberal, einer konservativ, trifft auf den „Mann der Woche“ oder die „Frau der Woche“ und tauscht Argumente aus.

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