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Politik: Eine schmierige Spur

Den Treibstoff für die US-Truppen ließ sich die Firma Halliburton teuer bezahlen. Das bringt die Amerikaner auf – gegen Cheney

Die Sachlage ist noch unklar, der Betrag, um den es geht, kaum spektakulär. Dennoch stand die Meldung am Freitag in allen großen US-Tageszeitungen auf der ersten Seite. Die texanische Firma Halliburton hat offenbar von den Streitkräften im Irak überteuerte Preise für Benzin-Lieferungen verlangt. Statt 1,18 Dollar pro Gallone hatte die Halliburton-Tochter KBR satte 2,27 Dollar in Rechnung gestellt. Dadurch sollen insgesamt 61 Millionen Dollar zu viel gezahlt worden sein. Jetzt ermitteln die amerikanischen Rechnungsprüfer.

Halliburton begründet den hohen Preis damit, dass der Treibstoff höchst aufwändig in eine Kampfzone geliefert werden musste. Außerdem seien die erhöhten Kosten bereits von der kuwaitischen Zuliefererfirma gefordert worden. Nun sind 61 Millionen Dollar zwar viel Geld, gemessen an jenen fünf Milliarden Dollar jedoch, auf die sich das gesamte Auftragsvolumen von Halliburton im Irak beläuft, ist der Betrag gering. Die Aufregung hat folglich auch andere Gründe: politische.

Denn Dick Cheney, der amerikanische Vizepräsident, war von 1995 bis 2000 Chef von Halliburton. Das Unternehmen ist einer der wichtigsten Spender für die republikanische Partei. Jetzt hat es die umfangreichsten Verträge für den Wiederaufbau im Irak an Land gezogen. Diese Mischung ist brisant. Sie riecht – manche sagen stinkt – nach Begünstigung, Vetternwirtschaft und Mauschelei. In Kreisen der Demokraten sind Anspielungen auf den 62-jährigen Cheney und Halliburton schon länger beliebt. Das Stichwort „Halliburton“ hat sich zum Synonym für die Abhängigkeit der Bush-Regierung vom großen Kapital entwickelt – und es elektrisiert die Opposition.

Hinzu kommt, dass sich auf Cheney inzwischen ein Großteil ihrer Wut konzentriert. Der Präsident gilt als naives Leichtgewicht, sein Vize dagegen als die treibende, durchtriebene Kraft. Cheney ist zweifellos der mächtigste Vizepräsident der US-Geschichte. Er zieht die Fäden im Weißen Haus, kontrolliert die Republikaner im Kongress, ist maßgeblich für den Irak-Krieg verantwortlich. Das Magazin „Newsweek“ hat ihm vor kurzem eine Titelgeschichte gewidmet, deren doppelsinniger Titel lautete: „How Dick Cheney Sold the War“ – wie Cheney den Krieg verkaufte.

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