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Politik: Eine Studie besagt, dass immer mehr Menschen im Ausland eine Anstellung suchen

Die Globalisierung beschleunigt die Migration von Arbeitskräften in bisher nicht gekanntem Maß. Immer mehr Menschen suchen Arbiet in den sogenannten reichen Ländern.

Die Globalisierung beschleunigt die Migration von Arbeitskräften in bisher nicht gekanntem Maß. Immer mehr Menschen suchen Arbiet in den sogenannten reichen Ländern. Inzwischen verdingen sich mehr als 120 Millionen Menschen außerhalb ihres Heimatlandes. Und die Zahl "steigt weiter an", wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in einer Studie festhält. "In einer Welt der Gewinner und Verlierer verschwinden die Verlierer nicht einfach von der Bildfläche, sie suchen sich ein neues Land", schreibt Peter Stalker, der Autor des Berichtes "Arbeiter ohne Grenzen".

Allein vier Millionen Menschen strömten in den ersten Jahren nach dem Fall der Berliner Mauer nach Deutschland. Nach den jüngsten Zahlen stammen 9,1 Prozent der Erwerbspersonen in der Bundesrepublik aus dem Ausland. Höhere Werte weisen nur sechs Länder auf: die USA und Österreich, wo etwa jeder Zehnte aus dem Ausland kommt. Die Schweiz und Kanada haben Anteile von jeweils rund 18 Prozent. In Australien hat jeder vierte Arbeitnehmer keinen australischen Pass besitzt. An der Spitze rangiert der Sonderfall Luxemburg. In dem Kleinstaat sind weniger als die Hälfte der Erwerbspersonen Luxemburger. Geanuer gesagt: 53 Prozent der Erwerbstätigen kommen aus dem Ausland. Ganz unten in der Länderliste findet sich Japan: Die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt beherbergt laut Internationaler Arbeitsorganisation nur 88 000 ausländische Beschäftigte. Das sind 0,1 Prozent der Arbeitnehmer.

Höhere Löhne wirken sich magnetisch aus - trotz aller kulturellen, sprachlichen und geografischen Distanzen. So verdienten mexikanische Arbeiter in den USA 278 Dollar die Woche, in ihrer Heimat waren es nur 31 Dollar. Indonesische Arbeiter mussten sich in ihrem Land mit 0,28 Dollar am Tag begnügen, im benachbarten Malaysia schnellte der Lohn auf zwei Dollar täglich nach oben.

Ein übriges tut die Kluft im Lebensstandard. Gemessen an der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung überflügelt zum Beispiel Deutschland Polen im Verhältnis elf zu eins. Die breiteste Wohlstandsgrenze der Welt verläuft zwischen Russland und dem prosperierenden Finnland.

Die verlockenden Angebote aus dem Ausland haben in vielen Ländern schmerzliche Konsequenzen: So verlor Bulgarien laut Internationaler Arbeitsorganisation 1995 mehr als 7000 Professoren und Forscher. Ein Jahr später gaben 40 Prozent der bulgarischen Wissenschaftler an, das Land verlassen zu wollen. Der Durchschnittslohn lag bei 50 Dollar im Monat.

In Gegensatz zu etwa vor 20 Jahren ist es heute für Arbeitnehmer nicht mehr so traumatisch, in fremden Ländern nach besserem Einkommen zu suchen. Gesunkene Telefonkosten und günstigere Flüge machen es vielen Gastarbeitern leichter, das Leben in der Fremde zu ertragen. Diese Umstände tragen ebenfalls, laut Studie, dazu bei, dass sich die Zahl der Migranten erhöht.

Laut Internationaler Arbeitsorganisation ist die Zahl der Länder, in denen besonders viele ausländische Arbeiter und Angestellte beschäftigt sind, seit 1970 von 39 auf 67 Staaten gewachsen. Im gleichen Zeitraum kletterte die Zahl der Länder, aus denen besonders viele Arbeitskräfte kommen, von 29 auf 55 Staaten.

In den Vereinigten Staaten arbeiten die meisten Migranten im Agrarsektor. In Deutschland, Dänemark sowie in Australien und in Kanada finden sich die meisten Gastarbeiter im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe, während Migranten in Frankreich vornehmlich auf Baustellen anheuern. Firmen in Großbritannien stellen zunehmend Ausländer für Dienstleistungen ein.

Jan Dirk Herbermann

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