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Politik: Einigung in Sachen Umwelt: Sanfter Druck aus Deutschland für den "Spirit Bear"

So viel Einigkeit zwischen Öko-Aktivisten, Wirtschaftsvertretern und Politikern ist schon erstaunlich. In seltener Harmonie präsentierten sich am Montag in Berlin Umweltschützer, Industrie-Lobbyisten und Regierungsbeamte, um der Presse einen außergewöhnlichen Kompromiss vorzustellen.

So viel Einigkeit zwischen Öko-Aktivisten, Wirtschaftsvertretern und Politikern ist schon erstaunlich. In seltener Harmonie präsentierten sich am Montag in Berlin Umweltschützer, Industrie-Lobbyisten und Regierungsbeamte, um der Presse einen außergewöhnlichen Kompromiss vorzustellen. Gemeinsam haben sie in einem umstrittenen Gebiet ihre gegensätzlichen Interessen unter einen Hut gebracht. Dass sie diese Einigung in Berlin vorstellten, ist auf den ersten Blick überraschend. Denn bei dem Kompromiss handelt es sich um die Schaffung eines neuen Naturschutzgebietes an der Westküste Kanadas. Nach jahrelangem Ringen hatte man sich dort Ende März darauf geeinigt, gut 96 000 Hektar Regenwald des Great Bear Rainforest in der Provinz British Columbia für vorerst zwei Jahre vor dem Abholzen zu schützen. Aber was hat das mit Deutschland zu tun? Überraschend viel, wie die Pressekonferenz am Montag zeigte.

Denn der kanadische Kompromiss, der von Umweltschützern weltweit als Vorbild gefeiert wird, ist unter anderem dem Druck der deutschen Papierindustrie zu verdanken. Das sagte der Vertreter der kanadischen Holzwirtschaft, Bill Dumont von "Western Forest Products": "Ohne die Vorreiterrolle der Deutschen wäre der Kompromiss wohl so nicht zustande gekommen." Auch der Abteilungsleiter des Forstministeriums von British Columbia, Doug Konkin, verwies auf die Lobby-Arbeit des Verbandes Deutscher Papierfabriken (VDP) und des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). Die hatten, wie VDP-Präsident Georg Holzhey berichtete, in Zusammenarbeit mit Greenpeace die kanadische Forstindustrie vor die Alternative gestellt, sich entweder auf nachhaltigere Holzwirtschaft umzustellen oder einen ihrer größten Kunden zu verlieren. "Danach kam es sehr schnell zum Runden Tisch aller Beteiligten", so Holzhey.

Zuflucht für seltene Tierarten

Die jetzt vereinbarte Nutzung sieht vor, dass in den mittleren und nördlichen Küstenregionen von British Columbia etwa 20 Prozent des Regenwaldes vollständig von der Bewirtschaftung durch die Forstindustrie verschont bleiben. Davon profitieren neben den Ureinwohnern vor allem seltene Tierarten wie der weiße Spirit Bear. Im Gegenzug lässt die Regierung etwa zehn Prozent der Region in den kommenden zwei Jahren daraufhin überprüfen, ob und wie sie nachhaltig von den Holzfirmen genutzt werden kann. Dass zumindest die kanadische Forstindustrie diesen Kompromiss durchaus mit gemischten Gefühlen sieht, machte ihr Vertreter Dumont bei der Pressekonferenz deutlich: "Natürlich haben wir durch den Wegfall des Gebietes Einbußen in Millionenhöhe", sagte er. "Aber wenn wir so weiter gemacht hätten wie bisher und das Thema ignoriert hätten, wären die Kosten langfristig noch viel höher gewesen."

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