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Die kenianischen Sicherheitskräfte haben entgegen Regierungsangaben die Lage in dem von Islamisten gestürmten Einkaufszentrum noch nicht unter Kontrolle.

© Reuters

Einkaufszentrum in Nairobi: Geiseln immer noch in der Gewalt von Extremisten?

Unübersichtliche Lage: Während das kenianische Innenministerium erklärt, die Lage sei unter Kontrolle, fallen erneut Schüsse im Einkaufszentrum. Die Extremisten könnten immer noch Geiseln in ihrer Gewalt haben.

Die kenianischen Sicherheitskräfte haben entgegen Regierungsangaben die Lage in dem von Islamisten gestürmten Einkaufszentrum noch nicht unter Kontrolle. Am Dienstagmorgen - vier Tage nach dem Angriff von Kämpfern der somalischen Al-Schabaab-Miliz - waren an der Einkaufspassage Westgate in Nairobi wieder Schüsse zu hören. Die Islamisten teilten über Twitter mit, die Geiseln in ihrer Gewalt lebten noch. Ein Geheimdienst-Offizier sagte ebenfalls, in den Gebäude hielten sich noch Kämpfer auf. Es sei nicht sicher, ob sie noch Geiseln festhielten. Am Morgen hatte das Innenministerium erklärt, das Areal sei unter der vollen Kontrolle der Sicherheitskräfte. Vermutlich seien alle Geiseln befreit.
Die Kämpfer waren am Samstag in das Einkaufszentrum eingedrungen, das bei Ausländern und wohlhabenden Kenianern beliebt ist. Den Behörden zufolge haben sie seitdem mindestens 62 Menschen getötet. Die Al-Schabaab fordert einen Abzug der kenianischen Soldaten aus Somalia, wo diese gegen Islamisten kämpfen. Kenias Präsident Uhuru Kenyatta erklärte, er werde an dem Einsatz festhalten.
“In dem Einkaufzentrum liegen noch immer unzählige Leichen verstreut“, teilten die Islamisten über den Kurznachrichten-Dienst mit. “Die Geiseln, die von den Mudschaheddin in Westgate genommen wurden, leben noch. Sie sehen recht verunsichert aus, aber sie leben.“ Dagegen seien die Kämpfer “gelassen und schreiten seelenruhig durch die Passage“. Das kenianische Militär erklärte, es gehe inzwischen nur noch gegen einige verbliebene Angreifer vor. Über dem Komplex kreisten Hubschrauber.

Unklar blieb zunächst, wie viele Islamisten ursprünglich an dem Angriff teilnahmen und wie viele getötet wurden. Am Montag hatte die Regierung erklärt, drei Angreifer seien ums Leben gekommen. Am Dienstag war im kenianischen Fernsehen von sechs weiteren die Rede. Auch die Nationalität der Angreifer blieb strittig. Außenministerin Amina Mohamed sagte im US-Fernsehen, es seien zwei oder drei junge Amerikaner und eine Britin unter den Extremisten.

Britischen "weiße Witwe" unter den Angreifern?

In britischen Medien wurde spekuliert, bei ihr könne es sich um die “Weiße Witwe“ genannte Samantha Lewthwaite handeln. Ihr Mann war einer der Selbstmordattentäter bei dem Angriff auf das Londoner-U-Bahn 2005. Damals starben mehr als 50 Menschen. In britischen Sicherheitskreisen wurde das zwar nicht ausgeschlossen. Bislang gebe es jedoch keine konkreten Hinweise.

Die Al-Schabaab wies die Berichte zurück. “Wer die Angreifer als Amerikaner und Briten beschreibt, hat keine Ahnung, was in dem Westgate-Gebäude vor sich geht“, erklärten Sprecher der Gruppe der Nachrichtenagentur Reuters. Sie stünden im Kontakt mit den Kämpfern im Einkaufszentrum.

Kenia hat als Teil eines Einsatz der Afrikanischen Union (AU) Truppen nach Somalia geschickt, um das Land zu stabilisieren und die Al-Schabaab zurückzudrängen. Der UN-Sondergesandte für Somalia, Nicholas Kay, fordert die afrikanischen Staaten auf, weitere Soldaten zu schicken. Es gebe eine einmalige Gelegenheit, dem Land Frieden zu bringen, sagte er in Genf.

In einer ganzen Reihe von afrikanischen Staaten wie Kenia, Mali, Nigeria und Algerien verüben radikale Muslime immer wieder Anschläge oder befinden sich im Aufstand gegen die Regierungen. Zwar ist ihr Kampf auch auf örtliche Konflikte zurückzuführen. Gemeinsam ist ihnen ein anti-westlicher, christenfeindlicher Zug. Der Angriff auf das Einkaufszentrum ist der schwerste Anschlag in Kenia seit dem Bombenangriff der Al-Kaida auf die US-Botschaft 1998. Damals starben mehr als 200 Menschen.

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