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Politik: Einladung nach Warschau

WARSCHAU ."Es wäre großartig, wenn der deutsche Bundespräsident am 1.

WARSCHAU ."Es wäre großartig, wenn der deutsche Bundespräsident am 1.September nach Warschau kommen könnte - denn hier in Polen hat vor 60 Jahren der Zweite Weltkrieg begonnen.Das wäre eine große Geste und der endgültige Beweis der vollen Versöhnung." Dies sagte der polnische Schriftsteller Andrzej nach der Wahl von Johannes Rau dem Tagesspiegel.Ein solcher Besuch hätte für Polen eine besondere Bedeutung, zumal es Richard von Weizsäcker vor zehn Jahren noch nicht vergönnt gewesen sei, den 50.Jahrestag des Kriegsbeginns in Warschau zu verbringen.Rau zähle zu "denjenigen deutschen Politikern, die am besten über Polen Bescheid wissen", sagte Szczypiorski.

Nach Meinung von Janusz Reiter, dem ehemaligen polnischen Botschafter in Bonn, genießt der neue Bundespräsident in Polen einen "Vertrauenskredit".Der Deutschlandexperte ist überzeugt, daß der neue Bundespräsident den Geist der alten sozialdemokratischen Ostpolitik wieder aufleben läßt.Raus Vorgänger, Roman Herzog und Richard von Weizsäcker, waren in Polen wegen ihrer historischen Sensibilität geschätzt: Viele polnische Zeitungen erinnerten an Weizsäckers Rede zum 40.Jahrestag des Kriegsendes und an Herzogs Polen-Reise zum 50.Jahrestag des Warschauer Aufstands.

"Ich würde mir wünschen, daß Rau die Funktion eines Moderators des polnisch-deutschen Dialogs übernimmt", meint Reiter.Außerdem solle der Bundespräsident dafür Sorge tragen, daß - so Reiter - eine gewisse Symbolik der polnisch-deutschen Verständigung und Zusammenarbeit in Deutschland gegenwärtig ist.Eine gute Gelegenheit hierfür sei das Gedenken an den Sturz des Kommunismus vor zehn Jahren und an den polnischen Beitrag zur Vereinigung Deutschlands: Der Bundespräsident könnte dazu beitragen, daß es ein deutsch-polnischer Herbst werde, meint Reiter.

Eine offizielle Einladung des neuen Bundespräsidenten zum 60.Jahrestag des Kriegsbeginns gibt es bislang nicht.Auf einer Veranstaltung im Rahmen der Polnischen Woche in Berlin hatte Richard von Weizsäcker unlängst öffentlich zugegeben, daß er vor zehn Jahren "verstimmt" gewesen sei, weil man ihn zum 50.Jahrestag des Kriegsbeginns - kurz nach der Wende in Polen und vor dem Mauerfall in Berlin - nicht habe nach Polen fahren lassen.Einer hatte allerdings bereits am 1.September 1989 den Weg nach Warschau gefunden: Er hieß Johannes Rau.

EDITH HELLER

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