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Politik: Einsatz im Grand Hotel

Ein Springbrunnen plätschert leise in der marmorverkleideten Lobby des luxuriösen "Grand Hotel Zorlu" in der türkischen Stadt Trabzon. In dem Foyer, von einer Glaskuppel im Jugendstil überdacht, laden kissenbedeckte Sitzgruppen zum Verweilen ein; auch ein Hallenpool mit Sprudelbad und Sauna steht den Gästen zur Verfügung.

Ein Springbrunnen plätschert leise in der marmorverkleideten Lobby des luxuriösen "Grand Hotel Zorlu" in der türkischen Stadt Trabzon. In dem Foyer, von einer Glaskuppel im Jugendstil überdacht, laden kissenbedeckte Sitzgruppen zum Verweilen ein; auch ein Hallenpool mit Sprudelbad und Sauna steht den Gästen zur Verfügung. Hier, im einzigen Luxushotel der türkischen Schwarzmeerküste, verbrachten die Soldaten des Bundeswehr-Vorauskommandos am Mittwoch den ersten Tag ihres Afghanistan-Einsatzes. "Starker Schneefall" habe den Weiterflug nach Kabul verhindert, so die Bundeswehr. Ein Flughafensprecher in Trabzon bezifferte den Schneefall am Mittwochmorgen auf zwei Zentimeter. Die türkische Fluggesellschaft Türk Hava Yollari verkehrte planmäßig zwischen Trabzon und Ankara.

Zum Thema Online Spezial: Die Bundeswehr im Einsatz Mit eintägiger Verspätung waren die 70 deutschen und 30 niederländischen Soldaten sowie zwei österreichische Verbindungsoffiziere am Dienstagabend aus Eindhoven in Trabzon eingetroffen, von wo aus sie eigentlich noch in der Nacht nach Bagram bei Kabul weiterfliegen sollten. Stattdessen wurden die Soldaten aber vom Flughafen in die Stadt gebracht und im Grand Hotel einquartiert. Das türkische Fernsehen verbreitete Bilder von deutschen Soldaten in Kampfanzügen, die in komfortable Reisebusse kletterten, um sich ins Hotel fahren zu lassen. Um mindestens 24 Stunden werde sich der Aufenthalt in Trabzon verlängern, teilte die Bundeswehr mit. Die mehr als 100 Mann des Vorauskommandos saßen am Mittwochnachmittag alle um den Springbrunnen im Foyer des "Grand Hotel Zorlu", wie eine Hotelsprecherin berichtete.

Die Niederländer stellen die Flugzeuge für den Transport nach Afghanistan. Der Militärattaché der niederländischen Botschaft in der Türkei, Ritske Bloemendaal, gelangte am Mittwoch problemlos mit einer Linienmaschine aus Ankara nach Trabzon. Den Zwangsaufenthalt des Vorauskommandos in Trabzon begründete Bloemendaal mit schlechtem Wetter in Afghanistan. Der Zielflughafen Bagram bei Kabul verfüge nicht über elektronische Navigationssysteme und müsse auf Sicht angeflogen werden, sagte er. Die Witterungsbedingungen in Bagram hätten eine solche Landung unmöglich gemacht, weshalb das Kommando gar nicht erst aus Trabzon gestartet sei. Hinzu kommt, dass jede einzelne Landung in Bagram zudem von den Briten freigegeben werden muss, die das Kommando der Afghanistan-Schutztruppe führen. Der niederländische Militärvertreter schloss ausdrücklich aus, dass auch das Wetter in der Türkei eine Rolle bei der Entscheidung zur Vertagung des Transportes gespielt habe.

Dagegen betonte der ebenfalls in Trabzon anwesende Sprecher des deutschen Teils der Friedenstruppe für Afghanistan, Oberstleutnant Dietmar Jeserich, ausschließlich das Wetter in Trabzon habe die Verzögerung verursacht. Kurz nach Ankunft der Soldaten aus Eindhoven habe es in Trabzon heftig zu schneien begonnen, sagte Jeserich, der den gesamten Schneefall auf "einen Handbreit" bezifferte. Außerdem habe es gefroren, begründete er die Entscheidung zur Vertagung des Transports. "Die Flugzeuge hättenenteist werden müssen, die Startpiste hätte enteist werden müssen", sagte er; deshalb seien die Flüge schließlich abgesagt worden. Die letzte Entscheidung habe bei den Niederländern gelegen, die die Flugzeuge stellen. Nach Auskunft von Meteomedia regnete es am Mittwoch in Kabul bei milden zehn Grad, in Trabzon lagen etwa zwei Zentimeter Schnee.

Probleme gibt es zudem mit dem Material der Truppe. Rund 80 Fahrzeuge, darunter Kleinpanzer vom Typ Wiesel und minengeschützte Transporter vom Typ Dingo, sollen den Bundeswehr-Soldaten in Kürze nach Afghanistan folgen. Zwei ukrainische Antonow-Flugzeuge sollen sie nach Kabul bringen. Doch auch hier gibt es eine Verzögerung. Die Antonows hängen im aserbaidschanischen Baku fest, da sie auf die Entladung durch die Bundeswehr in Kabul warten müssen. Sieben Flüge sind geplant. Die Entladung dauert vier Stunden und kann nur direkt auf der Landebahn erfolgen, so dass die Bundeswehr sich um ausreichende "slots" zur Landung sorgt. Die Zeiten für Landungen auf dem Flughafen werden von den USA eingeteilt.

Aus dem mehr oder minder verschneiten Trabzon meldete unterdessen Oberstleutnant Dietmar Jeserich am Mittwochabend, dass sich die Ankunft der Schutztruppe in Kabul um einen weiteren Tag verzögert: "Wir werden morgen noch nicht in Kabul ankommen", sagte Jeserich. Beide Maschinen für den Weiterflug in die afghanische Hauptstadt seien gestrichen und um weitere 24 Stunden verschoben worden.

Jetzt ist für die 100 Soldaten am heutigen Donnerstag Ausbildung im Hotel "befohlen". Denkbar ist auch, dass zunächst nur eine der beiden Herkules-Maschinen fliegen wird. Von vornherein sei vorgesehen gewesen, dass die erste Maschine der zweiten in einem gewissen zeitlichen Abstand folgt, hieß es.

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