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Einsatz im Irak: Britischer Ex-Soldat spricht von systematischer Folter

Folter auf Befehl: Laut Aussage eines Zeugen haben britische Soldaten regelmäßig irakische Häftlinge misshandelt. London hatte eine solche Praxis bisher bestritten.

Die Foltervorwürfe gegen die britische Armee weiten sich aus: Der frühere Soldat Donald Payne sagte am Montag in einer öffentlichen Anhörung aus, er habe aus "Routine" mit seinen ehemaligen Kameraden Gefangene "heftig getreten und geschlagen". Der ehemalige Militär war vor drei Jahren im Prozess um die Tötung eines Irakers wegen Kriegsverbrechen zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Sechs seiner Kameraden wurden damals freigesprochen.

Er habe das Ausmaß der Folter wegen "fehlgeleiteter Loyalität" bislang verschwiegen, sagte Payne nun in der Anhörung. Die Soldaten seien der Anweisung ihres Leutnants gefolgt, der sich wie alle Angehörigen der Einheit an der Folter einer Gruppe von Gefangenen beteiligt hätte, sagte Payne. Der Leutnant habe "einen Kanister Benzin vor dem Jungen platziert". Anschließend goss er "Wasser über ihn und zündete dann ein Streichholz an." An der Leiche des getöteten Irakers waren 93 unterschiedliche Verletzungen festgestellt worden. Der Leutnant hatte zuvor Gewalt gegen die Gefangenen bestritten.

In der Anhörung sprachen mehrere Zeugen davon, dass britische Soldaten im Irak Methoden der "Konditionierung" anwendeten. Dazu zählten die Abdeckung des Kopfes, Schlafentzug und das Aufstellen von Gefangenen in schmerzhafte Stresspositionen. Diese Methoden hatte die britische Regierung 1972 verboten.

Am Wochenende hatte die britische Zeitung The Independent unter Berufung auf den Anwalt Phil Shiner von erneuten Foltervorwürfen berichtet. Das Verteidigungsministerium hatte mitgeteilt, diese zu prüfen, bestritt jedoch, dass es sich um systematische Vergehen handelte. Staatssekretär Bill Rammell warnte vor einer Vorverurteilung der Armee und sprach von Einzelfällen. Shiner hingegen sagte, es gebe Hunderte von Fällen, in denen jedoch nicht ermittelt werde.

Am Montag veröffentlichte The Independent weitere Details zu den Foltervorwürfen. Britische Soldaten sollen demnach einen irakischen Gefangenen in eine orangefarbene Uniform gezwungen und gedroht haben, ihn im US-Gefangenenlager Guantánamo hinzurichten. Der heute 23-Jährige sei geschlagen und von männlichen und weiblichen Soldaten sexuell misshandelt worden, sagte sein Anwalt der Zeitung.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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