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In zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen werden die Datensätze drastisch größer. Je besser diese dargestellt werden, umso besser lassen sie sich analysieren – wie hier in einer 3-D-Kammer.

© TU Berlin/Ulrich Dahl

„Einstein-Zentrum für digitale Zukunft“: 50 weitere IT-Professoren für Berlin

Medizin, Archäologie, in Kleidung integrierte Chips bis hin zu Forschungen zur digitalen Stadt: 50 zusätzliche Professoren am „Einstein-Zentrum für digitale Zukunft“ sollen die Forschung bündeln und die Disziplinen verbinden.

Berlin bekommt 50 zusätzliche IT-Professoren. Sie sollen helfen, die Stadt beim Thema Digitalisierung weiter voranzubringen – über das neue „Einstein-Zentrum für digitale Zukunft“. Statt Grundlagenforschung zu betreiben, die bereits etabliert ist, sollen die Wissenschaftler Verbindungen zu anderen Disziplinen herstellen: von der Medizin über Archäologie, in Kleidung integrierte Chips bis hin zu Forschungen zur digitalen Stadt. Darüber hinaus sollen die Auswirkungen der Digitalisierung, etwa auf die Arbeitswelt, erforscht werden, sagte Christian Thomsen, Präsident der TU Berlin und maßgeblich an der Einrichtung des neuen Zentrums beteiligt, dem Tagesspiegel. „Eine solche Konzentration an IT-Forschung, wie sie es dann in Berlin geben wird, ist in Deutschland einmalig und eine große Chance für den Wissenschaftsstandort.“

Inspiriert worden sei er durch einen Artikel des Tagesspiegel-Mitherausgebers Sebastian Turner, der im Frühjahr 2015 nach der gescheiterten Olympia-Bewerbung Berlins schrieb: Wenn die Stadt bereit ist, große Summen in dieses Sportereignis zu investieren, und das klappt nicht, dann sollte man stattdessen das Geld nehmen und 100 IT-Professoren nach Berlin holen, um die Digitalisierung voranzutreiben", sagte Thomsen. "Ich habe noch in derselben Woche den Regierenden Bürgermeister, Michael Müller, angerufen und mit ihm darüber diskutiert. Und er hat gesagt: Das machen wir!"

Die Digitalwirtschaft beschäftigt 75.000 Menschen

Bereits jetzt gibt es 158 Informatik-Professorinnen und Professoren in der Stadt. 75.000 Erwerbstätige werden der Digitalwirtschaft zugeordnet. Die 50 zusätzlichen Professorenstellen sind zumeist Juniorprofessuren, die auf sechs Jahre befristet sind. Sie sind an die vier Berliner Unis und zwei Fachhochschulen angebunden. Der Großteil der Forscher soll jedoch im Robert-Koch-Forum in der Wilhelmstraße arbeiten. Der gemeinsame Standort soll den Austausch zwischen den einzelnen Disziplinen befördern.

"Wir wollen ein hochschulübergreifender Nukleus für die Erforschung und Förderung digitaler Strukturen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft werden“, sagte Odej Kao, TU-Professor und künftiger wissenschaftlicher Leiter des Zentrums. „Anstelle neuer Einzelinitiativen soll es mit dem Projekt in Berlin mehr Verknüpfungen geben und neue Formen der Zusammenarbeit.“

Das Budget beläuft sich auf 38,5 Millionen Euro. Zwölf Millionen Euro sind von Unternehmen wie der Telekom, Tomtom und Zalando. Das Land gibt sechs Millionen Euro, hinzu kommen zwölf Millionen, die vom Senat über sechs Jahre bereitgestellt werden. Der Rest kommt von außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem Berlin Institute of Health, drei Fraunhofer-Instituten und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. Damit ist das Einstein-Zentrum die bisher größte Forschungs-Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen in der Stadt.

Wissenschaftler sollen 2017 ihre Arbeit aufnehmen

Thomsen zufolge werden an diesem Montag die ersten 18 Ausschreibungen veröffentlicht. Im April 2017 sollen die Wissenschaftler ihre Arbeit aufnehmen. Die Gründung des Einstein-Zentrums gehört zur 10-Punkte-Agenda für die Digitalisierung der Stadt. Diese wurde von einem Arbeitskreis mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik verabschiedet, der im vergangenen Jahr von Thomsen und dem Regierenden, Michael Müller, gegründet worden war.

Weitere Punkte sind, digitale Inhalte in der Aus- und Weiterbildung zu stärken und die Digitalisierung in der Medizin (E-Health) voranzubringen. Zudem hat sich ein Team um Gesche Joost von der Universität der Künste beworben, um ein nationales „Institut für Digitalisierung und Gesellschaft“ nach Berlin zu holen. Dies soll mit Mitteln des Bundes aufgebaut werden, bis zu 50 Millionen Euro sind dafür vorgesehen.

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