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EKD Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider tritt zurück.

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EKD-Chef Nikolaus Schneider tritt zurück: "Die Begleitung meiner erkrankten Frau macht diesen Schritt unerlässlich"

In der Krisensituation nach dem Rücktritt von Margot Käßmann übernahm Nikolaus Schneider den Ratsvorsitz der Evangelischen Kirche in Deutschland. Nun tritt er zurück - um Zeit für seine schwer erkrankte Frau zu haben.

Nikolaus Schneider ist nicht denkbar ohne seine Anne. Sie sind seit 1970 verheiratet, Anne ist Theologin wie Nikolaus, die beiden arbeiten schon immer als Team zusammen. Das war schon so, als Nikolaus Schneider Pfarrer in Duisburg war und mit den Kumpels für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze in der Stahlindustrie kämpfte. Das war so, als Schneider 2003 Präses der rheinischen Landeskirche wurde. Das ist so, seitdem Schneider 2010 in der Krisensituation nach dem Rücktritt von Margot Käßmann den Ratsvorsitz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) übernommen hat. Nikolaus Schneider wirkt eher nüchtern, Anne strahlt große Herzlichkeit aus.

Am Montag wurde überraschend bekannt, dass Nikolaus Schneider den Ratsvorsitz am 10. November diesen Jahres vorzeitig abgeben und auch aus dem Rat der EKD ausscheiden wird. „Die Begleitung meiner an Krebs erkrankten Frau macht diesen Schritt unerlässlich“, sagte Schneider in einer Mitteilung der EKD. „Unserem gemeinsamen Weg will ich alle Zeit widmen. Dieser Wunsch ist mit meinen EKD-Ämtern nicht zu vereinbaren.“ Am Nachmittag wollte sich Schneider in Berlin persönlich äußern.

Der Ratsvorsitzende der EKD wird für sechs Jahre gewählt. Schneider hat das Amt von Käßmann nach einem Jahr übernommen und hätte es turnusgemäß im November 2015 abgegeben. Anne Schneider war nicht glücklich darüber, dass ihr Mann 2010 den Ratsvorsitz übernommen hat. Die beiden hatten sich damals schon auf die gemeinsame Zeit nach Schneiders Pensionierung als rheinischer Präses 2013 gefreut. Nun hofften sie, nach dem November 2015 endlich mehr Zeit miteinander verbringen zu können. Nikolaus Schneider ist 66 Jahre alt.

Landesbischof Jochen Bohl: „Wir haben großen Respekt vor dieser Entscheidung“

Die Schneiders haben drei erwachsene Töchter. Tochter Meike ist 2005 mit 22 Jahren an Leukämie gestorben. Über die schwere Zeit hat das Ehepaar das Buch „Wenn das Leid, das wir tragen, den Weg uns weist“ geschrieben. Meike sei ein großes Geschenk gewesen, schreiben die beiden darin und dass sie dankbar sind auch für die schlimme Zeit. Denn in dieser Zeit hätten sie eine besondere Tiefe in ihrer Beziehung zu ihrer Tochter, innerhalb der Familie und auch zu Gott erlebt, die sonst kaum vorstellbar gewesen wäre. Die Schneiders haben aber auch nie verschwiegen, dass die Krebserkrankung sie an Gott auch zweifeln ließen.

„Wir haben großen Respekt vor dieser Entscheidung“, sagte Landesbischof Jochen Bohl, Schneiders Stellvertreter im Ratsvorsitz am Montag nach der Rücktrittsankündigung. „Anne und Nikolaus Schneider wünschen wir viel Kraft auf dem vor ihnen liegenden Weg. Bohl kündigte an, dass Mitglieder des Rates ab sofort Termine des Ratsvorsitzenden übernehmen werden, um ihn zu entlasten.

In der Kirchenkonferenz kommen die Leitungen der EKD-Gliedkirchen zusammen

„Unsere Gedanken und Gebete begleiten Anne und Nikolaus Schneider in der kommenden Zeit“, sagte Irmgard Schwaetzer, die Präses der EKD-Synode. Im November 2014 werden Synode und Kirchenkonferenz über die Nachfolge im Ratsvorsitz entscheiden. Die Synode ist das Kirchenparlament der EKD und hat 126 Mitglieder aus den zwanzig evangelischen Landeskirchen Deutschlands. Die Synode tagt vom 9. bis 12.November 2014 in Dresden. In der Kirchenkonferenz kommen die Leitungen der EKD-Gliedkirchen zusammen.

Auch den Münchner Kardinal Reinhard Marx, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, machte die Nachricht betroffen. “Die kommenden Monate sind sehr schwer, und da wollen Nikolaus und Anne Schneider Zeit füreinander haben. Davor habe ich großen Respekt“, sagte er. Mit Nikolaus und Anne Schneider sei er seit vielen Jahren herzlich verbunden. Beide schätze er als „aufmerksame Gesprächspartner und treue Wegbegleiter“.

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