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Politik: Eklat auf Frankophonie-Gipfel in Beirut

Journalist berichtet live von der Konferenz nach Israel / Libanesische Regierung spricht von Straftat

Beirut (dpa/cebi). Die Diskussion über einen möglichen USMilitärschlag gegen den Irak hat am Freitag den Auftakt der Frankophonie-Konferenz in Beirut beherrscht. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac sagte, die Irak-Krise müsse friedlich und „logisch“ gelöst werden. Die Anwendung von Gewalt könne nur das letzte Mittel sein. Das gelte auch für den Nahost-Konflikt und die Krisen in Afrika. Chirac warnte vor der „Versuchung des Abenteuers“.

An dem Frankophonie-Gipfel, der erstmals in einem arabischen Land stattfindet, nehmen 41 Regierungs- und Staatschefs von insgesamt 55 Mitgliedstaaten teil. Der libanesische Präsident Emile Lahoud eröffnete die Konferenz. Als amtierender Vorsitzender der Arabischen Liga verurteilte er jeden Angriff auf den Irak. Solange Israel über Atomwaffen verfüge und UN-Resolutionen ignoriere, seien die Argumente gegen den Irak „nicht überzeugend“. Der kanadische Premierminister Jean Chrétien sprach sich ebenfalls für eine friedliche Lösung des Irak-Konflikts aus. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, erklärte, er unterstütze Chiracs Forderung nach einer schnellen Rückkehr der UN-Waffeninspekteure in den Irak. Die französische und kanadische Position zur friedlichen Lösung der Krise verdiene Respekt, sagte Mussa.

Für Aufsehen sorgte ein französischer Journalist, weil er für das israelische Fernsehen über Telefon live von der Konferenz berichtete. „Dies ist nach libanesischem Recht eine Straftat“, hieß es aus dem Justizministerium. Mit der Begründung, Libanon und Israel befänden sich rechtlich noch im Kriegszustand, hatten die libanesischen Behörden Kontakte zu Israel verboten. Einige arabische Journalisten fordern nun die Ausweisung ihres Kollegen aus Libanon.

Für Libanon, einst Hort des Terrors und der blutigen Gewalt, ist der dreitägige Gipfel eine Chance, sein international angeschlagenes Image aufzubessern. Die Tatsache, dass sich mehr als 2.000 Delegierte zu der Konferenz eingefunden haben – doppelt so viele wie ursprünglich erwartet –, gibt den Libanesen in einer kritischen Zeit enormen Auftrieb. „Das ist ein Beweis für das Vertrauen in die Sicherheit unseres Landes, ungeachtet der wachsenden Nervosität über einen bevorstehenden Krieg gegen den Irak,“, sagte Kulturminister Ghassan Salameh.

Die Frankophonie-Konferenz, die unter dem Motto „Dialog der Kulturen“ steht, könnte einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Libanon zu seinem Vorkriegs-Status als Brücke zwischen Ost und West im kulturellen wie im ökonomischen Bereich zurückzuführen. Darüber hinaus hofft die Regierung auf mehr Investitionen.

Die geplante Abschlusserklärung der Konferenz soll auf die Lage der Menschenrechte, den Nahost-Konflikt und die Militärrebellion in Elfenbeinküste eingehen. Die Konferenzteilnehmer wollten bis Sonntag hinter verschlossenen Türen beraten.

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