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Ein Champion-Team: Michelle und Barack Obama.

© dpa

Elf Tage bis zum Präsidentenwechsel: Obamas Bilanz - er wird uns bald fehlen

Am Dienstag hält der US-Präsident seine Abschiedsrede in seiner Heimat Chicago. Auch wenn sie wohl etwas zu schön ausfällt - Obama hat eine Menge erreicht. Eine Analyse

Dienstag Abend wird Barack Obama auf seine zwei Amtszeiten im Weißen Haus zurückblicken. Die Abschiedsrede hält er in seiner Heimatstadt Chicago. Und natürlich wird seine persönliche Sicht positiver ausfallen als die seiner Kritiker. Einen Vorgeschmack hat er vergangenen Donnerstag in seinem "Brief an meine amerikanischen Landsleute" gegeben. Parallel legten 27 Ministerien und Behörden in "Exit Memos" Rechenschaft ab, was in ihren Bereichen in den acht Jahren für Fortschritte erreicht wurden.

Wo bleibt die Selbstkritik?

Natürlich darf man fragen: Klingt das nicht alles etwas zu schön? Wo rechtfertigt sich Obama für die Misserfolge wie das Computer-Chaos bei der Einführung der Gesundheitsreform. Den auch unter ihm rasanten Anstieg der Staatsverschuldung. Für die wieder angestiegene Gewalt in Afghanistan und im Irak, die man zumindest teilweise auch auf seinen etwas zu zügigen Abzug der US-Truppen zurückführen kann. Die "roten Linie" in Syrien, die er erst drohend zog, dann aber nicht durchsetzte. Und dafür, dass heute vielfach so viele Angriffe mit unbemannten Drohnen geflogen werden wie unter Vorgänger George W. Bush.

Nein, man sollte ihn nicht verklären. Aber man muss ihn auch nicht kleiner machen, als er ist. Und bleibt.

Er hat die USA im freien wirtschaftlichen Fall übernommen und wieder zu Wachstum geführt.

Die Arbeitslosenrate, die zwischenzeitlich über zehn Prozent lag, auf unter fünf Prozent gedrückt.

Die großen Autokonzerne vor dem Kollaps bewahrt.

Er hat bedeutende Reformen durchgesetzt

Eine Gesundheitsreform durchgesetzt, die rund 30 Millionen zuvor Unversicherten eine Krankenversicherung ermöglichte.

Mit der Reform der Finanzaufsicht das US-Bankensystem stabilisiert und jedenfalls weniger anfällig für eine neue große Krise gemacht, als das Europa von sich und seinen Banken sagen kann.

Zwei neue weibliche Verfassungsrichterinnen an den Supreme Court gebracht, darunter die erste Latina.

Den Umgang mit Honosexuellen im Militär, aber auch in der Zivilgesellschaft modernisiert.

Zwar nicht die Waffengesetze ändern können - das hat die republikanische Mehrheit im Kongress verhindert -, aber durch konsequentes Reden nach jeder Massenschießerei die öffentliche Meinung dahin gebracht, dass eine stabile Mehrheit für die Verschärfung der Waffenkontrolle eintritt.

Die US-Truppen, wie versprochen, aus Afghanistan und dem Irak zurückgeholt.

Ein Drittel der strategischen Atomwaffen mit Russland abgerüstet.

In der Beliebtheit lässt Obama Trump hinter sich

Gewiss darf man jetzt fragen: Und was davon bleibt? Was wird dem Versuch der Republikaner, Obamas Erbe rückabzuwickeln, widerstehen?

Das beste Argument gegen das in Deutschland verbreitete Urteil, Obama habe zwar schön geredet, aber doch eigentlich wenig bis gar nichts erreicht, sind womöglich seine Umfragewerte in den USA. Kurz vor Ende seiner Amtszeit sehen ihn fast 55 Prozent der Amerikaner positiv. Donald Trumps Werte sind deutlich schlechter, obwohl doch gemeinhin ein neuer Präsident mehr Wohlwollen findet als der aus dem Amt scheidende.

Die Wette gilt, gerade angesichts des Nachfolgers: Die Welt wird Barack Obama und seine überlegte Art, Politik zu gestalten, schon bald vermissen.

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