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Elfenbeinküste: Proteste wegen Giftmüll-Skandal

Die Proteste gegen den Giftmüll-Skandal im ivorischen Abidjan weiten sich aus. Wütende Einwohner eines Vorortes der Millionenstadt griffen einen Minister tätlich an und verwüsteten das Haus des Chefs der Hafenverwaltung.

Abidjan - Protestierende Anwohner zerrten Transportminister Innocent Anaky Kobeman aus seinem Auto und schleppten ihn zu einer der Giftmüll-Lagerstätten, wie Anwohner und Angehörige des Militärs in Abidjan berichteten. Er sei dann gezwungen worden, giftige Dämpfe einzuatmen. Das Auto des Ministers sei angezündet worden, berichteten Anwohner. Kobeman wurde schließlich mit einem Helikopter der ivorischen Armee aus der Zwangslage befreit.

Zwischen 200 und 300 Bewohner des Vorortes Akouédo blockierten eine der Hauptverkehrsachsen von Abidjan. Sie errichteten Straßensperren aus brennenden Reifen, Brettern und alten Kühlschränken. Außerdem plünderten sie das Haus des Direktors des Hafens von Abidjan, Marcel Gossio, und steckten es in Brand. Gossio war zusammen mit drei anderen Verantwortlichen im Giftmüll-Skandal von Regierungschef Charles Konan Banny beurlaubt worden.

Noch Giftmüll in Umlauf?

Die ivorische Regierung hatte am Donnerstag angekündigt, die betroffenen Müllkippen sollten gereinigt werden. "Wir werden sehr bald von diesen gefährlichen Produkten befreit sein", sagte Banny. Der Auftrag sei an die französische Firma "Séché" vergeben worden. Banny konnte allerdings nicht ausschließen, dass noch immer Giftmüll im Umlauf sei. Die Polizei habe aber acht der bisher zehn identifizierten Lastwagen stillgelegt, die noch Giftmüll enthielten. Präsident Laurent Gbagbo versicherte am Donnerstag, die Verantwortlichen für das Abladen des Giftmülls seien bekannt und würden "für ihr Verbrechen bezahlen".

Ein von einer niederländischen Firma gecharterter Frachter hatte im August 581 Tonnen hochgiftigen Müll in das westafrikanische Land gebracht, der auf mehreren Deponien in und um Abidjan abgeladen wurde. Bis Donnerstagabend hatten sich 26.000 Menschen auf gesundheitliche Schäden durch die giftigen Dämpfe untersuchen lassen. 23 Betroffene wurden in Krankenhäuser eingewiesen, sieben starben an den Folgen der Vergiftung. (tso/AFP)

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