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Elite-Unis: Leer ausgegangene Landespolitiker üben harsche Kritik

Nach dem schlechten Abschneiden von nord- und ostdeutschen Universitäten beim Exzellenzwettbewerb haben Politiker aus den Verlierer-Ländern das Auswahlverfahren und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) scharf kritisiert.

Berlin - Die Wissenschaftsminister hätten keinen Einfluss mehr auf den Ausgang gehabt, sagte Schleswig-Holsteins Ressortchef Dietrich Austermann (CDU) dem Online-Dienst "FAZ.NET". "Wir konnten das nur noch abnicken." FDP-Vize Cornelia Pieper kritisierte die Benachteiligung ostdeutscher Unis. Das müsse bei künftigen Bewertungen stärker berücksichtigt werden, sagte sie der Chemnitzer "Freien Presse". Hamburgs parteiloser Wissenschaftssenator Jörg Dräger forderte dies auch für den Norden.

Austermann kritisierte, das Entscheidungsverfahren sei erst kurz vor der Sitzung des Bewilligungsausschusses so verändert worden, dass die Einschätzung der Wissenschaftsminister ohne Einfluss auf den Ausgang blieb. Ursprünglich sollten Bund und Länder gemeinsam mit den 27 wissenschaftlichen Gutachtern die Entscheidung fällen. Die Wissenschaftler hätten damit die Chance verpasst, einen wissenschaftlich begründbaren Ausgleich zwischen dem Norden und dem Süden vorzunehmen, kritisierte der Kieler Wissenschaftsminister. Ursachen seien "eingespielte Netzwerke und Seilschaften in der DFG", weswegen nicht nur nach Exzellenzkriterien entschieden worden sei, sondern auch gemäß des bisherigen Erfolgs in der DFG-Förderung.

"Faire Möglichkeiten" fehlen

Der stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbands Deutsche Wissenschaft, Volker Meyer-Guckel, wies Kritik am Auswahlverfahren zurück und bezeichnete die Entscheidung für die Unis in München und Karlsruhe als "klug und weise". Die Auswahl der drei Elite-Hochschulen zeige, "dass wirklich nur forscherische Exzellenz und keine regionalpolitischen Befindlichkeiten berücksichtigt" worden seien, sagte Meyer-Guckel im Deutschlandradio. Er forderte die Unterlegenen auf, nicht zu schmollen und über die Auswahlkriterien zu schimpfen; sie sollten sich vielmehr fragen, warum es für sie nicht gereicht habe. Meyer-Guckel verwies darauf, dass zwar alle deutschen Unis in der Vergangenheit "gehobenes Mittelmaß" erreicht hätten, aber keine in einem internationalen Ranking unter den 50 Top-Unis gelandet sei.

Hamburgs Wissenschaftssenator Dräger räumte im NDR ein, dass sich die Unis im Norden in der Vergangenheit stark auf die Lehre konzentriert hätten und deshalb "einigen Nachholbedarf" bei der Forschung haben. Gleichwohl rechnete er sich für die nächste Vergaberunde gute Chancen aus. Pieper verwies darauf, dass für die ostdeutschen Hochschulen noch immer "fairen Möglichkeiten" fehlten, um die jahrzehntelangen Wettbewerbsnachteile aufholen zu können. Dies müsse bei künftigen Bewertungen stärker berücksichtigt werden. (tso/AFP)

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