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Politik: Eltern erwarten mehr von der Schule Umfrage: 30 Prozent geben selbst Nachhilfe

Berlin - Über Matheaufgaben grübeln, Deutschaufsätze durchsehen und Französischvokabeln pauken – wenn das Kind zur Schule geht, kostet das auch die Eltern am Nachmittag Zeit und Nerven. Wie eine repräsentative Emnid-Umfrage ergab, denken zwei Drittel der befragten Eltern aufgrund ihrer Erfahrungen bei der Hausaufgabenhilfe, dass die Schule ihre Aufgaben nicht erfüllt.

Berlin - Über Matheaufgaben grübeln, Deutschaufsätze durchsehen und Französischvokabeln pauken – wenn das Kind zur Schule geht, kostet das auch die Eltern am Nachmittag Zeit und Nerven. Wie eine repräsentative Emnid-Umfrage ergab, denken zwei Drittel der befragten Eltern aufgrund ihrer Erfahrungen bei der Hausaufgabenhilfe, dass die Schule ihre Aufgaben nicht erfüllt. 94 Prozent fühlen sich verpflichtet, sich intensiv um die schulischen Leistungen ihrer Kinder zu kümmern. Über 60 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Eltern vieles leisten müssen, „was eigentlich Aufgabe der Schule ist“.

Durch diese Ergebnisse werde deutlich, „dass dies nicht nur ein freiwilliges Engagement ist, sondern Eltern sich auch als Lückenbüßer für schulische Defizite sehen“, sagte der Erziehungswissenschaftler Klaus-Jürgen Tillmann bei der Vorstellung der Umfrage am Mittwoch. Die Studie, bei der 3000 Eltern von Kindern im Alter von drei bis 16 Jahren telefonisch befragt wurden, zeigt auch, wie stark sich Eltern für den schulischen Erfolg engagieren: 74 Prozent helfen gezielt vor Klassenarbeiten und Referaten, 60 Prozent leisten schulbezogene Fahrdienste, und 30 Prozent geben selbst Nachhilfe.

Viele Eltern glauben, dass ihr Kind ohne zusätzliche Hilfe nicht zurechtkommt: Nur eine knappe Mehrheit von 54 Prozent sagt, dass ihr Kind den Anforderungen allein gerecht werden kann. 34 Prozent der Kinder brauchen Hilfe von Eltern und Geschwistern, elf Prozent nehmen Nachhilfe. Schuld seien Schule und Lehrer, die Verantwortung abschieben würden. „Das Schulsystem macht weder den Kindern noch den Eltern Spaß“, schloss Emnid-Geschäftsführer Klaus- Peter Schöppner.

Der Umfrage zufolge haben die Eltern sehr genaue Vorstellungen darüber, was sich im Schulsystem ändern soll. So befürworten deutschlandweit 59 Prozent eine Ganztagsschule. In Berlin ist die Zustimmung mit 73 Prozent am stärksten, in Bayern mit 44 Prozent am schwächsten. 57 Prozent der Eltern wollen eine Aufteilung der Schüler auf verschiedene Schularten erst nach der sechsten Klasse. Nur rund ein Viertel ist für eine Trennung bereits nach der vierten Klasse.

Zudem wünschen sich die Eltern an erster Stelle mehr individuelle Förderung, mehr und besser ausgebildete Lehrer und modernere Unterrichtsmethoden. Dazu gehört für 96 Prozent Praxisnähe durch Ausflüge, für 94 Prozent interdisziplinärer Projektunterricht und für 87 Prozent eine bessere Einbeziehung neuer Medien in den Unterricht. Außerdem wünschen sich die Eltern eine flexible Stundengestaltung, die nicht an Unterrichtsstunden gebunden ist, sowie eine Einteilung nach Leistungs- statt nach Altersgruppen.

Allerdings gab es nicht nur schlechte Noten von den Erziehungsberechtigten. Speziell auf die Lehrer ihrer eigenen Kinder angesprochen, beurteilen 75 Prozent diese als gerecht und engagiert. 63 Prozent begrüßen die verstärkte Sprachenausbildung im Kindergarten. 80 Prozent glauben, dass ihre Kinder gerne zur Schule gehen und dass die Klassengemeinschaft gut ist.

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