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Elterngeld: Zwei-Monats-Väter

Männer nehmen Elterngeld meist nur sehr kurz in Anspruch – das hat vor allem mit dem Einkommen zu tun. Läuft eines der wichtigsten Ziele dieser staatlichen Leistung, nämlich auch Väter stärker in die Kleinkinderziehung einzubinden, ins Leere?

Von Matthias Schlegel

Berlin - Nach wie vor bleiben die meisten derjenigen Väter, die Elterngeld beziehen, nur zwei Monate zu Hause. Läuft eines der wichtigsten Ziele dieser staatlichen Leistung, nämlich auch Väter stärker in die Kleinkinderziehung einzubinden, ins Leere?

Für Wasilios Fthenakis, Professor für Entwicklungspsychologie und Anthropoligie an der Freien Universität Bozen und namhafter Familienforscher, sind die am Donnerstag vom Statistischen Bundesamt veröffenlichten Zahlen keine Überraschung. Und er sieht sie nicht als sehr problematisch an. „Nicht die Zeitdauer, also die Quantität, ist relavant. Wichtiger ist das subjektiv entwickelte Projekt des Vaters für diese Zeit“, sagte Fthenakis dem Tagesspiegel. Ob dies zwei oder sechs Monate seien, sei sekundär.

Zwar sei generell eine enge Bindung des Vaters an das Neugeborene aus drei Gründen wichtig: Weil die Kinder davon profitierten, weil der Vater eine Nähe herstellte, die er auch später nicht missen wolle, und weil der „Demokratisierungsprozess“ in der Familie auch der Partnerschaft nutze. Aber dass Väter nicht längere Zeit mit ihren Kindern verbringen könnten, sei ein „systemimmanentes Problem“ und nicht durch die Männer selbst verursacht. Solange Männer noch immer ein Viertel bis ein Drittel mehr verdienten als Frauen, wäre es „geradezu irrational“, wenn die Kinderbetreuung anders laufe als derzeit. „Die Arbeits- und Lebensbedingungen sind die Ursache dafür, dass Väter dafür sorgen müssen, dass die Existenz der Familie nicht gefährdet ist“, sagte Fthenakis. Diese Situation behindere Familien, das für sie beste Konzept umzusetzen.

Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) zeigte sich erfreut, „dass der Trend, dass sich Väter Zeit für ihre Kinder nehmen, trotz Wirtschaftskrise stabil nach oben zeigt“. Sie blickt bereits nach vorn, denn die Union hat in ihrem Wahlprogramm die Einführung eines Teilelterngeldes verankert. „Ich bin mir sicher, dass das Teilelterngeld, das die Kombination von Teilzeit und Elterngeld deutlich attraktiver macht, einen zusätzlichen Schub für die Väterbeteiligung bringen kann“, sagte sie am Donnerstag. Es komme den Interessen der Väter entgegen, die sich mehr Zeit für ihre Kinder wünschten, aber Sorge hätten, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für mehrere Monate komplett den Arbeitsplatz zu räumen. „Das Teilelterngeld schafft mehr Flexibilität, den Wunsch nach Zeit mit dem Neugeborenen zu erfüllen und gleichzeitig im Job präsent zu bleiben.“ Die Unternehmen hätten den Vorteil, dass sie Leute in Krisenzeiten weiter beschäftigen könnten, aber nicht voll bezahlen müssten, wenn gerade Aufträge fehlten.

Die SPD hingegen setzt auf sanften Druck. „Elternzeit bringt mehr als jedes Managerseminar“, sagte Manuela Schwesig, Sozialministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern und für Familienfragen im Team von Spitzenkandidat Frank- Walter Steinmeier zuständig. „Um die partnerschaftliche Arbeitsteilung in der Familie noch mehr als bisher zu fördern und die Chancen von Vätern auf Zeit mit ihren Neugeborenen weiter zu verbessern, wollen wir daher die Zahl der Partnermonate von zwei auf vier verdoppeln“, sagte Schwesig. Konkret heißt das: Nur wenn der Vater vier Monate zu Hause bleibt, soll der Anspruch auf volle 14 Monate Elterngeld gewährleistet sein. Denn der generelle Anstieg bei der Inanspruchnahme der Elternzeit sei, so argumentiert Schwesig, „vor allem den – gegen den Widerstand der Union durchgesetzten – Partnermonaten zu verdanken“.

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