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Politik: Empörte italienische Bürger fordern das Geld zurück, das von Hilfsorganisationen veruntreut wurde

Die "Mission" trug den wunderschönen Namen "Arcobaleno", Regenbogen. Bezeichnet wurde damit in Italien die Gesamtheit der Hilfsmaßnahmen für den Kosovo während des Krieges im Frühjahr 1999.

Die "Mission" trug den wunderschönen Namen "Arcobaleno", Regenbogen. Bezeichnet wurde damit in Italien die Gesamtheit der Hilfsmaßnahmen für den Kosovo während des Krieges im Frühjahr 1999. An die umgerechnet 200 Millionen Mark hatte die italienische Regierung bereitgestellt, 130 Millionen kamen aus privaten Gaben zusammen. Doch nun entdecken immer mehr Staatsanwälte und Abgesandte des Rechnungshofs gewaltige Löcher zwischen den Spenden und dem, was tatsächlich bei den Flüchtlingen angekommen ist.

Schon im Herbst hatte es Hinweise gegeben, dass die staatlichen Hilfsgüter an allen möglichen Stellen gelandet waren, nur meist nicht da, wo sie hingehörten: Da wurden ganze Container-Reihen auf Abstellgleisen vergessen, das Frischfleisch vergammelte, die Kleider wurden muffig; dann wurden auch zahlreiche Ladungen einfach gestohlen oder geplündert. Und Ende Januar wurden vier Mitarbeiter der "Mission", darunter ihr Leiter, wegen Verdachts auf Betrug und Diebstahl verhaftet.

Die privaten Hilfsorganisationen beeilten sich zu versichern, dass die Vergehen "nur" die staatlichen Gelder betreffe, alles andere sei zuverlässig angekommen. Daran gibt es nun auch begründete Zweifel: Die Staatsanwaltschaft Bari hat soeben ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet, weil Rechnungsprüfer auch hier Differenzen zwischen den Einnahmen und den ausgegebenen Mitteln festgestellt zu haben meinen.

Eine Welle von Verärgerung hat Italiens in der Regel überaus spendenfreundliche Öffentlichkeit ergriffen. Die größte Verbraucherorganisation Codacons hat inzwischen aufgerufen, mithilfe der Spendenquittungen zu den Sammlern zu gehen, sich einen lückenlosen Nachweis der Ausgaben vorzulegen zu lassen - und, erfolgt dieser nicht, ihr Geld zurückzufordern. "Da haben wir gute Aussichten", versicherte der Leiter der Codacons, Rechtsanwalt Rienzi, "da gibt es eigene Gesetze dafür, und die Gerichte geben uns in der Regel auch Recht." Wenn das zutrifft, kommen harte Zeiten auf die über 12 000 gemeinnützigen Hilfsorganisationen Italiens zu - nahezu jede von ihnen hatte sich zum Sammeln von Hilfsgütern entschlossen.

Unmittelbare Konsequenzen spüren sie jetzt schon: Seit die Skandale aufgeflogen sind, so klagt inzwischen die Caritas-Mission in Albanien, "haben wir nicht einmal mehr ein Päckchen Kekse als Spende für die noch immer unter schwerer Not leidenden Kosovaren erhalten".

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