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Ende der Geiselnahme: Steinmeiers frohe Botschaft

Außenminister Steinmeier stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Nach stundenlangem Bangen verkündete er am Silvestertag in Berlin das glückliche Ende des Geiseldramas um den ehemaligen Außenstaatssekretär Jürgen Chrobog.

Berlin/Sanaa - «Es ist wichtig, das neue Jahr mit guten Vorsätzen zu beginnen. Es ist nicht minder wichtig, das alte Jahr mit guten Botschaften abzuschließen», sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Dabei war noch wenige Stunden zuvor ein glückliches Ende noch völlig offen.

Nun kann in Deutschland auf ein gutes Jahresende angestoßen werden. Aus ihrer Reise in den märchenhaften Jemen wurde für Chrobogs Familie der Schrecken einer Entführung - mit glücklichem Ausgang. Der Ex-Staatssekretär, der 2003 monatelang um die Freiheit von Sahara-Geiseln verhandelt hatte, war selbst Opfer einer Entführung geworden. Doch auch wenn Chrobog als Krisenmanager galt und kein terroristischer Hintergrund hinter der Entführung steckte, betonte Steinmeier, die drei Tage seien mit riesigen Belastungen verbunden gewesen. Über die Hintergründe hüllte sich der Minister wie beim Entführungsfall Osthoff in Schweigen.

Erleichtert war auch der Krisenstab, der drei Wochen über die Freilassung der Archäologin Osthoff und seit Mittwoch fast nahtlos über die von Chrobog, seiner Frau und der drei erwachsenen Söhne verhandelte. Überraschend hatte Steinmeier am Donnerstag erklärt, die Familie Chrobog werde vor Jahresende wieder frei sein. Als sich am Freitag keine frohe Botschaft abzeichnete und Steinmeier die jemenitische Regierung um eine gewaltfreie Lösung bat, erschien die Lage bedrohlich. Die Regierung in Sanaa ließ Hubschrauber über den Aufenthaltsort der Geiseln fliegen, um Druck auf die Entführer auszuüben. Eine Nervenprobe begann.

Wie die jüngsten Geiselnahmen im Jemen ging aber auch diese glimpflich aus. Meistens geht es den Entführern darum, im Gefängnis sitzende Mitglieder der eigenen Familie freizupressen. So war es auch im Fall Chrobog und bei der Entführung eines österreichischen Paares, das einen Tag vor Weihnachten wieder freigelassen wurde. Für Jemens Präsident Ali Abdullah Salah und die Regierung stand viel auf dem Spiel. Der Tourismus in dem arabischen Land, das erst vor einem halben Jahrhundert aus dem Mittelalter erwachte, ist gerade erst wieder auf die Füße gekommen - nach Erdöl eine der wichtigsten Einnahmequellen. Zudem sollte das gute Verhältnis zwischen dem Entwicklungsland und Deutschland, einem der großzügigsten Geber, nicht getrübt werden. Der stellvertretende Außenminister Mohy al-Dhabbi entschuldigte sich im Namen des Jemen ausdrücklich. «Diese Geste erfüllt uns mit großem Respekt», sagte Steinmeier.

In der Tat werden die Geiseln bei den Stämmen im Jemen anders als Gekidnappte etwa im Irak meist zuvorkommend behandelt. Chrobogs Frau Magda, mit der die Entführer auf Arabisch parlieren konnten, betitelten die Entführer als «unsere ägyptische Schwester». Für viele der tausenden jemenitischen Stämme, die in großer Armut in den rückständigen Regionen des Landes leben, ist eine Entführung oft der letzte Schritt, um sich Gehör zu verschaffen. So auch im Fall Chrobog: «Die Entführung war die letzte Möglichkeit, um unser Recht zu erhalten», warb ein Mitglied des Stammes der Abdallah um Verständnis.

Steinmeier dankte nicht nur den jemenitischen Behörden für die Mithilfe bei der Freilassung, sondern auch seinen Mitarbeitern im Auswärtigen Amt. Er gab auch ihnen eine frohe Botschaft mit auf den Weg: «Ich habe den Angehörigen des Krisenstabes versprochen, von weiteren Einberufungen im laufenden Jahr abzusehen.» (Von Kristina Dunz und Marc-Oliver von Riegen, dpa)

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