zum Hauptinhalt

Ende derDiskriminierung: Portugals Parlament stimmt für Homo-Ehe

Sektkorken knallten, Hochzeitstorten wurden angeschnitten. Zudem Küsschen und Umarmungen vor dem portugiesischen Parlament: Nachdem die Abgeordnetenkammer in dem katholisch geprägten Land die Homo-Ehe verabschiedete, feierten Dutzende gleichgeschlechtliche Paare das Ende der Diskriminierung.

Lissabon – Nach jahrelangem parlamentarischen Ringen können in dem südeuropäischen EU-Staat künftig Homosexuelle die Ehe schließen, wenn auch keine Kinder adoptieren.

Papst Benedikt, der im Mai den portugiesischen Wallfahrtsort Fatima besuchen wird, dürfte alles andere als erfreut darüber sein, dass jetzt auch in einer der letzten Bastionen der katholischen Kirche die „Stimme der Schöpfung “ kein Gehör findet. Das Kirchenoberhaupt erteilte gleichgeschlechtlichen Ehen eine Absage, weil dies nicht mit der „Natur des Menschen als Mann und Frau“ sowie einem „gesunden Familienleben“ in Einklang stehe.

Portugals sozialistischer Regierungschef José Socrates, der mit dem Beschluss ein Wahlversprechen umsetzte, feiert die Reform derweil als „historisch“. Die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe sei ein wichtiger Schritt im „Kampf gegen die Ungerechtigkeit, die es in der portugiesischen Gesellschaft gab“. Bis 1982 wurden Homosexuelle strafrechtlich verfolgt, Diskriminierungen gibt es aber bis heute. Ein moderner Staat habe die Pflicht, gegen jene alten Zöpfe zu kämpfen, „welche die Gleichberechtigung behindern“.

Das Gesetz, das noch vom konservativen Staatspräsidenten Anibal Cavaco Silva abgesegnet werden muss, wurde mit der Mehrheit aller linken Parteien im Parlament verabschiedet. Socrates Sozialisten regieren nach ihrem Verlust der absoluten Mehrheit in der Wahl im Herbst 2009 mit einer Minderheitsregierung. Bei der Entscheidung über die Homo-Ehe hatten sie aber Grüne und Kommunisten auf ihrer Seite. Vor drei Jahren hatte Socrates bereits die Liberalisierung der bis dahin verbotenen Abtreibung durchgesetzt.

Portugals Homosexuelle hätten sich freilich noch einen weiteren Schritt gewünscht: Man gestehe ihnen nur eine „Ehe zweiter Klasse“ zu, gleichgeschlechtliche Ehepaare dürfen dem Gesetz zufolge keine Kinder adoptieren. Beim Nachbarn Spanien, wo die Homo-Ehe bereits im Jahr 2005 beschlossen wurde, sind Adoptionen erlaubt. Portugals Regierungschef Socrates begründete diese gesetzliche Zurückhaltung damit, dass bei der Adoption nicht nur die Rechte der Erwachsenen, „sondern auch die Interessen der Kinder“ auf dem Spiel stehen. ze

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false