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Energiepolitik: Drei Akw für Polen bis 2030

Jetzt steht also der Zeitplan: Polen will 2016 mit dem Bau des ersten Atomkraftwerks beginnen. Vier Jahre später sollen die Reaktoren Strom liefern. Das zweite Akw soll bereits ein bis zwei Jahre später ans Netz und ein dritter Meiler wird nach den Vorstellungen der polnischen Regierung 2030 in Betrieb genommen.

Zusammen werden die Atomkraftwerke eine Leistung von 5000 Megawatt (MW) haben, beschrieb der polnische Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak am Wochenende in Warschau. Er betonte bei der Präsentation, dass Polen beim Bau der drei Meiler auf die allerneueste Technologie zurückgreifen werde. Zur Auswahl stünden Anbieter aus Frankreich, Deutschland, Kanada, Südkorea und Russland.

In Sachen Kernenergie hat Polen seine Planungen in den vergangenen Monaten vehement vorangetrieben. Nach dem erneuten Gasstreit zwischen der Ukraine und Russland im vergangenen Winter, der in weiten Teilen Europas den Notstand ausgelöst hatte, will Warschau seine Energiesicherheit durch den Bau von Atomkraftwerken erhöhen. Da Gas und Öl ein Instrument des Kremls seien, den eigenen Machtbereich auszudehnen, müsse man sich von diesen Lieferungen unabhängiger machen, hatte Premierminister Donald Tusk in der Vergangenheit immer wieder erklärt. Polen produziert etwa 30 Prozent seines Gases selbst, knapp 45 Prozent werden aus Russland importiert. Dennoch ist das Land vom Gasimport weit weniger abhängig als andere EU-Staaten. Der Strombedarf Polens wird zu weit über 90 Prozent durch Kohlekraftwerke gedeckt. Allerdings macht die EU Druck auf Warschau, den Anteil dieser „schmutzigen Energie“ drastisch zu reduzieren.

Skeptisch äußerte sich der Wirtschaftsminister zu der lange angestrebten Zusammenarbeit auf dem Feld der Atomtechnik mit Litauen. Geplant war, in den kommenden Jahren zusammen mit den Nachbarn einen neuen Reaktor zu bauen, der unweit des jetzigen litauischen Reaktors Ignalina entstehen sollte. Pawlak erklärte dazu, dass dieses Projekt in Vilna nicht mehr oberste Priorität genieße. Man werde dieses Thema mit Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaite bei ihrem Besuch in Polen im September besprechen müssen. Auch das russische Unternehmen Rosatom sei in Polen bereits vorstellig geworden, heißt es. Der Atomkonzern habe angeboten, in der Nähe von Kaliningrad ein Kraftwerk zu bauen. Diese Idee, wird von polnischer Seite versichert, stecke jedoch noch in den allerersten Anfängen.

Nachdem der Bau der Atommeiler offiziell beschlossen ist, wird die Suche nach möglichen Standorten verstärkt. Dabei stünden vor allem Umweltschutzfragen und logistische Anforderungen im Vordergrund. Der nach bisheriger Prüfung beste Standort ist nach Angaben des Regierungschefs die nordpolnische Gegend um Zarnowiec in der Nähe von Danzig, etwa 280 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Dort war zu Sowjetzeiten schon einmal der Bau eines Atomkraftwerks begonnen worden, in den 70er Jahren wurde das Vorhaben jedoch aufgegeben.

Knut Krohn[Warschau]

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