zum Hauptinhalt

Energiepreise: Litauen streitet mit EU über Reaktor aus Sowjet-Zeiten

Angesichts der hohen Energiepreise bahnt sich ein Streit zwischen der EU-Kommission und Litauen über die im kommenden Jahr geplante Abschaltung des Kernkraftwerks Ignalina an.

Das litauische Kraftwerk wurde noch zur Zeit der Sowjetunion errichtet und besteht aus zwei Reaktorblöcken vom Typ RBMK – der gleiche Typ wie beim Unglücksreaktor von Tschernobyl. Der erste Reaktor in Ignalina wurde Ende 2004 abgeschaltet; im Zuge des EU-Beitritts im selben Jahr verpflichtete sich Litauen gegenüber Brüssel, den zweiten Reaktor bis Ende 2009 vom Netz zu nehmen. Nun versucht der baltische Staat offenbar, bei der EU-Kommission einen Aufschub bei der Schließung des Kraftwerks von Ignalina zu erwirken.

Diesem Zweck dient eine Entscheidung des litauischen Parlaments vom vergangenen Montag, der zufolge parallel zur Parlamentswahl im Oktober ein Referendum über eine Verlängerung der Laufzeit des Kraftwerks stattfinden soll. Nach Angaben des Oppositionsabgeordneten Vytautas Bogusis, der das Referendum angeregt hatte, droht in Litauen nach der Schließung von Ignalina eine Steigerung des Strompreises um das bis zu Vierfache. Ein Referendum über eine Verlängerung der Laufzeit des Reaktors wäre allerdings nicht bindend. „Gemäß dem Beitrittsvertrag Litauens muss Ignalina im Jahr 2009 geschlossen werden“, sagte EU-Kommissionssprecher Ferran Tarradellas Espuny am Mittwoch. Allein zwischen 1999 und 2006 habe Litauen aus dem EU-Haushalt Entschädigungszahlungen in Höhe von 529 Millionen Euro zur Schließung des Kraftwerks und zum Wechsel zu anderen Energiequellen erhalten, erklärte er.

Litauen plant gemeinsam mit Estland, Lettland und Polen den Bau eines neuen Kernkraftwerks; allerdings rechnen Experten damit, dass sich die ursprünglich für 2015 geplante Inbetriebnahme um mehrere Jahre verzögert. ame

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false