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Energietransfer: Transitstaaten legen Grundstein für Nabucco-Pipeline

Die Regierungen von Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Türkei haben in Ankara das wichtige Abkommen unterzeichnet. Die Pipeline führt an Russland vorbei.

Der Bau der Erdgas-Pipeline Nabucco von der Türkei nach Österreich ist an diesem Montag endgültig besiegelt worden. Regierungsvertreter aus den fünf Transitstaaten Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Türkei wollen mit der Übereinkunft staatliche Hürden für den Bau der gut 3300 Kilometer langen Leitung beseitigen. Das Abkommen dient als entscheidender Rechtsrahmen für den Transit des Gases vom Kaspischen Meer bis nach Österreich – an Russland vorbei.

Die Grundlage für den Bau sei nun geschaffen, sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara. Die Pipeline werde zur Energiesicherheit Europas und der Türkei beitragen, ergänzte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Sie öffne aber auch die Tür für eine neue Ära in den Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Türkei.

Die Nabucco-Pipeline wird politisch von der Europäischen Union (EU) und den USA unterstützt. Mit der 7,9 Milliarden Euro teuren Pipeline will Europa seine Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen verringern und den Mitgliedsstaaten eine größere Versorgungssicherheit gewähren. Der Bau der Röhre soll 2011 beginnen, das erste Gas 2014 strömen. Die an dem Projekt beteiligten Unternehmen haben erklärt, aus Aserbaidschan, dem Nordirak und Turkmenistan Zusagen für Gaslieferungen zu haben.

An dem Projekt ist auch der deutsche Energiekonzern RWE beteiligt – und damit auch der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer. Der Essener Versorger hatte den Grünen-Politiker Anfang Juli als Berater für die Verhandlungen an Bord geholt. Partner im Konsortium sind neben RWE der österreichische Versorger OMV, der ungarische Energiekonzern MOL, die Botas aus der Türkei, Bulgargaz aus Bulgarien sowie die rumänische Transgaz.

Schon mehrmals hatte sich der Beginn des Projekts verzögert. Zuletzt hatte sich schließlich auch die Türkei kompromissbereit gezeigt. Im Streit um verbilligte Lieferungen beharrt die Regierung in Ankara nun nicht mehr darauf, einen Anspruch auf 15 Prozent des in der Pipeline beförderten Gases zu haben.

Streit gibt es allerdings noch um eine mögliche Beteiligung Irans. Die Türkei hatte erklärt, die wegen ihres Atomprogramms in der Kritik stehende Islamische Republik könne doch ebenfalls Gas für die Nabucco-Pipeline liefern. Hier widersprachen jedoch die USA. Deren Sondergesandte für Energiefragen, Richard Morningstar, kündigte erneut den Widerstand seiner Regierung an, falls Iran ebenfalls Gas in die Leitung einspeisen will.

Indes hat das energiereiche Turkmenistan sein Interesse an dem Milliardenprojekt bekräftigt. Das zentralasiatische Land hat nach jüngsten Untersuchungen von Geologen genug Erdgas, um sich auch an möglichen Lieferungen nach Europa zu beteiligen. Morningstar bekräftigte, dass auch Russland durchaus an dem Wettbewerb um die Transitrechte teilnehmen könne.

ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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