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Update

Energiewende: Japan will bis 2040 aus der Atomkraft aussteigen

Kehrtwende in Japan: Eineinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima will das Land seine Kernkraftwerke in den nächsten Jahrzehnten schrittweise stilllegen. Japan folgt damit dem Beispiel Deutschlands, das bereits in zehn Jahren aus der Atomkraft ausgestiegen sein will.

Auf einem Ministertreffen sei am Freitag die Entscheidung gefällt worden, in den „2030er Jahren“ aus der Atomenergie auszusteigen, berichteten japanische Medien. Japan folgt damit dem Beispiel Deutschlands. Bis zum GAU in Fukushima in Folge des Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 hatten Japans Atomkraftwerke rund 30 Prozent des Strombedarfs des Landes gedeckt. Weitere Akw sollten in den kommenden Jahren hinzu kommen.

Doch die Katastrophe von Fukushima hat den jahrzehntelangen Glauben der Bevölkerung in die Sicherheit der Atomenergie schwer erschüttert. Die Mehrheit der Japaner spricht sich in Umfragen inzwischen für den Ausstieg aus der Kernkraft aus. Medienberichten zufolge sollen die noch bestehenden Akw im Lande nach 40 Jahren Laufzeit abgeschaltet werden, neue Meiler nicht mehr hinzukommen.

Unklar bleibt laut Kritikern, wann genau der Ausstieg erfolgen soll. In den „2030er Jahren“ bedeute, irgendwann zwischen 2030 und 2040.

Die Regierung will zudem den Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamtversorgung bis 2030 auf 30 Prozent hochfahren. Zudem soll der Stromverbrauch insgesamt vom Niveau des Jahres 2010 bis 2030 um zehn Prozent gesenkt werden.

Bildergalerie: Atomkatastrophe von Fukushima - und weltweite Folgen

Unlängst war ein beunruhigender Bericht der Internationalen Atomenergiebehörder (IAEA) bekannt geworden. Die Gammastrahlung, die von den Trümmern der Atomanlage ausgehe, bereite inzwischen größere Sorgen als die Mengen radioaktiven Cäsiums, die dort noch immer freigesetzt würden, heißt es in dem Bericht. Stündlich werden demnach etwa 0,01 Becquerel Cäsium freigesetzt. Diese Menge liegt weiter unter dem als gesundheitsschädlich geltenden Wert. Die größere Herausforderung sei es, die relativ hohe Gammastrahlung zu reduzieren, sagte Shinichi Kuroki.

Video: Verstrahlter Fisch vor Fukushima gefangen

Auch die Fischwirtschaft leidet unter den Folgen der Reaktorkatastrophe. Im Meer vor Fukushima gefangene Fische weisen Rekordwerte radioaktiven Cäsiums auf. Bei zwei Grünlingen wurden 25 800 Becquerel Cäsium pro Kilogramm gemessen. Das gab der Akw-Betreiber TepCo bekannt. Der Messwert entspricht dem 258-Fachen dessen, was der Staat als unbedenklich zum Verzehr einstuft. Die Fische wurden Anfang August in einer Entfernung bis 20 Kilometer von der Atomruine in 15 Metern Tiefe gefangen. Das Fischen vor der Küste der Provinz Fukushima unterliegt freiwilligen Beschränkungen, damit kein kontaminierter Fisch auf den Markt gelangt.

Am 11. März 2011 hatten ein schweres Erdbeben und ein Jahrhundert-Tsunami das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi verwüstet. Als Folge kam es zu Kernschmelzen; große Mengen Radioaktivität gelangten in die Umwelt und ins Meer. Zwar hat die Regierung die Lage in der Atomruine für stabil erklärt, dennoch bereiten Strahlenbefunde wie die in den Grünlingen vielen Menschen weiter Sorgen.

In der im Nordosten Japans gelegenen Provinz, eine der Kornkammern des Inselreiches, steht die Reisernte bevor. Um die Sicherheit zu garantieren, wollen die Behörden laut Medien jeden einzelnen Sack Reis vor der Auslieferung auf Strahlen testen.

Im vergangenen Jahr waren in einzelnen Reisproben Cäsiumwerte gemessen worden, die über der vom Staat festgelegten Grenzmarke von 500 Becquerel pro Kilogramm lagen. Ab Oktober wird der Grenzwert landesweit auf 100 Becquerel gesenkt. Die örtlichen Behörden in Fukushima wollen diesen Wert jedoch bereits früher zugrunde legen und jeden Sack Reis aussortieren, der über dieser Marke liegt. (AFP/dpa/Reuters)

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