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Politik: Englische Inschrift für Sinti-und-Roma-Denkmal?

Mit welchen Worten soll bei dem geplanten Mahnmal der Ermordung von Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten gedacht werden? Um das Wort "Zigeuner" hatte es zuletzt Streit gegeben. Jetzt hat Kulturstaatsministerin Christina Weiss eine englische Inschrift mit dem entsprechenden Fremdwort "Gipsy" vorgeschlagen.

Berlin (04.03.2005, 15:05 Uhr) - Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) hat im Streit um die «Zigeuner»-Inschrift beim geplanten Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma am Berliner Reichstag als Kompromiss nun eine englische Inschrift mit dem entsprechenden Fremdwort «Gipsy» vorgeschlagen. Dies gab sie am Freitag nach einem Gespräch mit der Vorsitzenden der Sinti-Allianz, Natascha Winter, an dem auch der Bundesratsvorsitzende Matthias Platzeck teilnahm, in Berlin bekannt.

Darüber soll jetzt noch einmal ein Einigungsversuch mit dem Zentralrat der Sinti und Roma in Deutschland unternommen werden, der das Wort «Zigeuner» als angebliche NS-Vokabel ablehnt. Weiss will jetzt alle Kontrahenten an einem Tisch versammeln.

In dem von allen kulturpolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen und von Weiss unterstützten Text sollte an jene Menschen erinnert werden, «die von den Nationalsozialisten in ihrem menschenverachtenden Rassenwahn als Zigeuner in Deutschland und Europa verfolgt und ermordet wurden». Das vom Zentralrat der Sinti und Roma mit Romani Rose an der Spitze favorisierte Zitat von Altbundespräsident Roman Herzog als Inschrift wird von der Sinti- Allianz abgelehnt, weil es nicht alle Opfergruppen berücksichtige.

In Deutschland habe es keine Roma gegeben, das sei ein Fremdbegriff, betonte Winter. Am Mahnmal müssten daher alle Opfer gewürdigt werden, die einen Anspruch auf Gedenken hätten. Das Herzog- Zitat beschränke sich nur auf die Sinti und Roma, die anderen Zigeunervölker würden «aus vereinspolitischer Taktiererei ausgegrenzt».

Der Streit könnte aber durch die Wahl einer nichtdeutschen Inschrift geschlichtet werden, meinte die Staatsministerin. «Wir geben uns wirklich Mühe, beiden Seiten gerecht zu werden.» Gleichwohl schätzt sie die Chancen für eine schnelle Einigung gering ein. Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Eckhardt Barthel, meinte für diesen Fall, dass sich dann der Bundestag des Themas wieder annehmen werde.

Als Variante ist laut Weiss auch denkbar, dass statt einer Inschrift der Streit am Denkmal dokumentiert wird. Die Sinti-Allianz wäre auch damit einverstanden, wenn statt einer Inschrift die Namen der Opfer dokumentiert würden, was laut Weiss aber mit dem von Dani Karavan vorgelegten Entwurf schwer vereinbar wäre. Er will am Reichstag ein Wasserbecken mit einem schwarzen Stein in der Mitte anlegen, auf den täglich eine frische Blume gelegt wird. Laut Weiss sind bei ihr inzwischen zahlreiche Vorschläge für eine Inschrift aus der Bevölkerung eingegangen. (tso)

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