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Politik: Entführte deutsche Segler wieder frei

Verteidigungsminister: Marine würde Kampf gegen Piraten unterstützen – wenn sich die EU auf ein gemeinsames Vorgehen einigt

Mogadischu/Berlin - Das im Juni in Somalia von Piraten entführte deutsche Segler-Paar ist nach Angaben somalischer Behörden frei. Dies sagte ein Sprecher in der Hafenstadt Bosasso in der halbautonomen Region Puntland am Samstagmorgen. Die beiden seien nach sechs Wochen Geiselhaft wieder in deutscher Obhut, sie befänden sich in der deutschen Botschaft in Nairobi und würden dort intensiv bedroht, teilte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Jens Plötner, am Samstag in Berlin mit. Es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut.

Die deutschen Segler – nach Angaben des Sprechers beide um die 50 Jahre alt – waren in einer Jacht vor der somalischen Küste unterwegs, als sie am 23. Juni von Piraten verschleppt wurden. Sie hätten gesundheitliche Probleme, hieß es. Besonders dem Mann gehe es nicht gut. Er leide unter Diabetes. Die Piraten hatten nach der Entführung ein Lösegeld in Höhe von zwei Millionen Dollar gefordert. Nach Angaben der somalischen Behörden wurde ein Lösegeld von einer Million Dollar (etwa 666 500 Euro) gezahlt. Unklar ist, wer das Geld gezahlt hat.

Piraterie ist vor der Küste Somalias weit verbreitet. Besonders in diesem Jahr ist die Zahl der Überfälle auf Jachten, Luxusschiffe, aber auch auf Fischereiboote am Horn von Afrika besonders stark gestiegen. Erst am vergangenen Sonntag war der unter Panama-Flagge fahrende Frachter „Stella Maris“ mit 20 philippinischen Seeleuten an Bord entführt worden. Vor knapp zwei Wochen war ein vor Somalia entführtes Frachtschiff der Lübecker Reederei Karl Lehmann nach 41 Tagen wieder freigegeben worden.

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) stellte jüngst den Einsatz von deutschen Kriegsschiffen gegen Piraten vor Afrika in Aussicht, sofern sich die EU auf ein gemeinsames Vorgehen einige. „Wenn die EU einen Einsatz gegen Piraten vor Somalia beschließt, darf die Marine nach Artikel 24 des Grundgesetzes daran teilnehmen“, sagte Jung der Nordwest-Zeitung. Der Bundestag müsse einem solchen Einsatz zustimmen, sagte Jung. Dann könnten auch Fregatten in das Seegebiet geschickt werden. Bislang dürfe die Bundesmarine nur zur Nothilfe gegen Piraten eingesetzt werden. Nach Angaben von EU-Diplomaten in Brüssel werden in der EU mehrere Optionen für eine Umsetzung der Resolution 1816 erwogen, die der UN-Sicherheitsrat im vergangenen Juni zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias angenommen hatte. Im Gespräch sei, dass die EU die Koordination beim Einsatz der Schiffe am Horn von Afrika übernehme. Im August würden die Optionen im Militärstab der EU in Brüssel erörtert, anschließend würden sich die EU-Botschafter mit dem Thema befassen, hieß es weiter. Ob die Piraterie vor der Küste Somalias beim nächsten Treffen der EU-Außenminister im September behandelt werde, lasse sich derzeit noch nicht sagen. Damit sich die EU auf ein gemeinsames Vorgehen einigt, ist die Zustimmung aller 27 Mitgliedstaaten nötig. dpa/ame

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