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Steinmeier

© dpa

Entführte Deutsche: Steinmeier: "Wir lassen uns nicht erpressen"

Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK stellt Bedingungen für die Freilassung der deutschen Geiseln. Berlin müsse seine "feindliche Politik" gegenüber der PKK und dem kurdischen Volk einstellen, hieß es in einer Erklärung der Arbeiterpartei. Berlin aber will sich nicht erpressen lassen, wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier nun klarstellte.

"Wir erwarten eine sofortige und bedingungslose Freilassung", sagte Außenminister Steinmeier (SPD). Der Krisenstab im Auswärtigen Amt in Berlin arbeite weiter intensiv an einer Lösung. "Ich hoffe auf ein gutes Ergebnis", sagte Steinmeier. Unterdessen beauftragte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe das Bundeskriminalamt mit Ermittlungen wegen Geiselnahme und versuchter Nötigung.

Den Entführten gehe es gut, hieß es in der über die Agentur Firat verbreiteten Erklärung weiter. Das türkische Militär wurde aufgefordert, seine Operationen am Berg Ararat einzustellen, da dies das Leben der Geiseln gefährde. Die Behörden hatten am Donnerstag den Berg im Osten des Landes für Touristen bis auf weiteres gesperrt.

Zehn Bergsteiger konnten in Sicherheit gebracht werden

Fünf PKK-Kämpfer hatten am Dienstagabend die drei aus Bayern stammenden, 33, 48 und 65 Jahre alten Männer aus einem Camp am Ararat auf 3200 Metern Höhe verschleppt. Die übrigen zehn Mitglieder der deutschen Bergsteigergruppe konnten in die Stadt Dogubayazit zurückkehren. Sie werden inzwischen von einem Botschaftsmitarbeiter konsularisch betreut. Auch der Deutsche Alpenverein (DAV) in München, der die Reise organisiert hatte, entsandte ein Krisenteam, das sich um die Gruppe kümmern soll.

Die drei Bergsteiger waren bei der Entführung unverletzt geblieben. Bei dem Vorfall sei keine Waffengewalt angewandt worden, hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Mittwoch berichtet. Eine bayerische Kriminalbeamtin, die Mitglied der Reisegruppe ist, hatte gleich nach der Entführung ihre Dienststelle telefonisch informiert.

Entführung kein Thema in den türkischen Medien

Vor knapp drei Wochen hatte das Bundesinnenministerium ein Betätigungsverbot gegen den kurdischen Fernsehsender Roj-TV verhängt. Die in Europa und den USA als Terrororganisation eingestufte PKK ist in Deutschland seit November 1993 verboten. Sie kämpft seit 1984, auch mit Anschlägen in Touristengebieten, für einen eigenen Staat der Kurden oder zumindest ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei.

In den wichtigsten türkischen Medien spielte die Nachricht von der Entführung am Donnerstag keine große Rolle. Die auflagenstärkste Zeitung "Hürriyet" berichtete beispielsweise erst auf Seite 18 in einer kurzen Meldung. Auch in den elektronischen Medien war das Thema nachgeordnet.

Nahost-Experte: Geiseln bald wieder frei

Der Nahost-Experte Udo Steinbach äußerte sich derweil überzeugt, dass die drei Entführten gut behandelt und bald wieder freigelassen werden. "Die kurdische Sache würde bei PKK-Sympathisanten vor allem in Deutschland an Unterstützung verlieren, wenn es zu einer langen Geiselhaft oder sogar zu einem Mord kommen sollte", sagte Steinbach.

Nach dem Verbot von Roj-TV sei in PKK-nahen Medien großer Unmut gegen Deutschland laut geworden. "Roj-TV bedeutet den Kurden sehr viel", sagte Steinbach. Für viele Kurden auch in Deutschland sei der nationalistisch geprägte Sender wegen seiner kulturellen Inhalte stark identitätsstiftend. Viele Kurden fühlten sich dadurch von der europäischen Politik erneut alleingelassen.

Der Nahost-Experte beobachtet generell eine Stärkung der PKK in der Osttürkei. "Sie ist nicht mehr so stark wie zu Zeiten (des früheren PKK-Führers Abdullah) Öcalans, aber die PKK ist in der Türkei wieder militärisch aktiv geworden und stellt eine Bedrohung für die Stabilität des Landes dar." (sba/dpa)

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