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Entführung im Irak: 37 Geiseln wieder frei

Einen Tag nach der Massenentführung aus dem irakischen Bildungsministerium sind nach offiziellen Angaben fast alle Geiseln wieder freigekommen. Die Zahl der Entführten sei erheblich niedriger, als zuerst angenommen.

Bagdad - Nur zwei Menschen befänden sich noch in der Gewalt der Kidnapper, sagte ein Sprecher des irakischen Regierungschefs Nuri el Maliki. Maliki forderte, die Geiselnehmer müssten schnell gefasst werden. In einer Rede vor Studenten in Bagdad versicherte er, für die Sicherheit der Universitäten, Professoren und Studenten sorgen zu wollen. Bei Anschlägen in Bagdad wurden mindestens 15 Zivilisten getötet.

Insgesamt seien am Dienstag 39 Menschen entführt worden, sagte der irakische Regierungssprecher Ali el Dabbagh weiter: 16 Angestellte, fünf Besucher und 18 Sicherheitskräfte des Ministeriums. 20 Geiseln seien noch am selben Tag wieder freigekommen, 17 weitere am frühen Mittwochmorgen. Zuvor hatte Bildungsminister Abed Diab el Udschaili von fast hundert Entführten gesprochen.

Schock sitzt tief

Ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte, er könne die genaue Zahl der Geiseln und der Freigekommenen nicht benennen. Die nach der spektakulären Entführung geschlossenen Universitäten seien aber wieder geöffnet. Der Schock saß aber offenbar noch tief. Die meisten der freigekommenen Mitarbeiter seien am Morgen nicht zur Arbeit gekommen, sondern bei ihren Familien geblieben, sagte der Ministeriumssprecher weiter.

Bewaffnete Männer in Polizeiuniformen waren am Dienstag mit rund 20 Fahrzeugen vor der Forschungsabteilung des von einem Sunniten geleiteten Ministeriums vorgefahren und hatten Geiseln genommen. Das Gebäude befindet sich in dem überwiegend von Schiiten bewohnten Viertel Karrada. Im Irak gibt es immer wieder professionell organisierte Massenentführungen durch als Polizisten getarnte Geiselnehmer. Sunniten machen schiitische Todesschwadronen dafür verantwortlich. Wenige Stunden nach der Geiselnahme waren fünf ranghohe Polizisten auf Anordnung des Innenministeriums festgenommen worden. Regierungschef Maliki hatte von einem "Konflikt zwischen Milizen" gesprochen, der nichts mit Terrorismus zu tun habe.

Neue Anschläge in Bagdad

Im Zentrum der irakischen Hauptstadt wurden mindestens zwölf Menschen getötet und dutzende weitere verletzt, als ein mit Sprengstoff präparierter Wagen an einer Tankstelle explodierte, wie Sicherheitskräfte sagten. In der Nähe des Anschlagsorts befindet sich einer der Eingänge des Innenministeriums. Auch in einem südlichen Stadtbezirk wurde ein Autobombenanschlag verübt, bei dem drei Menschen starben und zwölf weitere verletzt wurden.

Die Gewalt in Bagdad hat in den vergangenen Tagen einen neuen blutigen Höhepunkt erreicht. Allein am Dienstag waren 17 Iraker durch zwei Autobombenanschläge in Bagdad getötet worden, 13 weitere kamen bei Angriffen in der Hauptstadt und ihrer Umgebung ums Leben. Im Westen des Landes wurden vier US-Soldaten getötet. Sie seien am Dienstag an den Folgen ihrer bei Kämpfen in der sunnitischen Provinz El Anbar erlittenen Verletzungen gestorben, teilte die US-Armee mit. Damit wurden seit dem US-geführten Einmarsch im Irak im Frühjahr 2003 mehr als 2850 US-Soldaten und Armeeangehörige getötet. (tso/AFP)

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