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Enthüllungsbuch: Frankreichs Außenminister unter Druck

Bernard Kouchner soll Gelder aus Beraterverträgen mit afrikanischen Diktaturen kassiert haben. Das behauptet der Journalist Pierre Péan in einem Enthüllungsbuch.

Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner ist in Erklärungsnot geraten. In einem am Mittwoch in Paris erschienenen Enthüllungsbuch wirft der Journalist Pierre Péan dem Chef der französischen Diplomatie und einstigem Gründer der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen vor, noch nach seinem Amtsantritt im Frühjahr 2007 Gelder aus Beraterverträgen mit afrikanischen Diktaturen kassiert zu haben. Kouchner wies die Vorwürfe zurück. Dennoch bestehen die oppositionellen Sozialisten und selbst Abgeordnete aus dem Regierungslager auf weiterer Aufklärung durch den Minister.

In dem Buch mit dem Titel „Le monde selon K.“ (Die Welt, wie K. sie sieht) beschuldigt Péan den Außenminister, schon vor seinem Einzug ins Quai d’Orsay öffentliche und private Interessen miteinander vermengt zu haben. So war Kouchner nach seiner Amtszeit als Gesundheitsminister in der Regierung des Sozialisten Lionel Jospin im November 2002 zum Präsidenten einer öffentlich-rechtlichen Organisation mit dem Namen Esther berufen worden, in deren Auftrag er Finanzhilfen für medizinische Projekte in Afrika organisierte. Zur selben Zeit sei Kouchner auch als Experte für die private Consultingfirma Imeda und deren Ableger Africa Steps, welche afrikanische Regierungen bei der Modernisierung ihrer Gesundheitssysteme berieten. Beide Firmen waren von zwei Vertrauten des heutigen Ministers gegründet worden, von denen der eine, Eric Danon, 2007 Botschafter in Monaco wurde und heute Frankreich bei den UN in Genf vertritt. Mit den Regierungen von Gabun und der Republik Kongo schloss Imeda damals Beraterverträge über 4,6 Millionen Euro. Wegen offener Rechnungen von 817 000 Euro habe Kouchner als Außenminister 2007 persönlich beim gabunesischen Diktator Omar Bongo sowie dem Staatschef des Kongo Sassou Ngouesso die Bezahlung der ausstehenden Beträge angemahnt.

In einem am Interview mit der Zeitschrift „Le nouvel observateur“ dementierte Kouchner die Darstellung Péans. Für seine Beratertätigkeit für die genannten Privatgesellschaften habe er während drei Jahren lediglich 6000 Euro netto im Monat erhalten. Er stritt ab, als Außenminister wegen der ausstehenden Honorare interveniert zu haben. Er habe Bongo lediglich bei einem Besuch in Paris gesagt, „dass ich mich jetzt nicht mehr um das gabunesische Gesundheitssystem kümmern kann“. Péan, der sich mit der Enthüllung der Vergangenheit des früheren Präsidenten François Mitterrand während des Zweiten Weltkriegs und zahlreichen Untersuchungen über die Beziehungen Frankreichs zu afrikanischen Potentaten einen Namen gemacht hat, blieb bei seiner Darstellung.

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