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Politik: Entlassener Justizminister sieht sich als "Menschenopfer" (Kommentar)

In Bayern ist gestern eine lange Freundschaft zu Ende gegangen, falls es so etwas überhaupt gibt unter Politikern. Grausamkeiten begehen auch Christlich-Soziale.

In Bayern ist gestern eine lange Freundschaft zu Ende gegangen, falls es so etwas überhaupt gibt unter Politikern. Grausamkeiten begehen auch Christlich-Soziale. Justizminister Alfred Sauter sieht sich gar als "Menschenopfer", zu dem sich Regierungschef Stoiber, dem er 1993 gegen Theo Waigel mit ins Amt verhalf, entschlossen hat, um sich selbst aus der Affäre ziehen zu können. Die übertriebene Wortwahl verführt zu der überspitzten Frage, ob sich die Schwarzen im Freistaat von jeglicher Zivilisation verabschiedet haben, wenn es nur noch darum geht, dass die Großen ihren eigenen Kopf retten. Der Eindruck, den Sauter erweckt, stimmt natürlich nicht. Regierungschefs haben in Bayern immer schon Minister entlassen, wenn sie ihnen als Belastung erschienen. Der Unterschied liegt nur darin, dass sich noch keiner so kräftig wie der Schwabe Sauter auf die Hinterbeine gestellt und den Finger auf die Wunden dessen gelegt hat, der ihn für untragbar hielt. Meistens wurden die Aussortierten mit einem Posten beschenkt, dessen hohe Dotierung ruhig als eine Art Schweigegeld angesehen werden darf. Sauters alter Freund Stoiber, der in der fraglichen Zeit selbst eine fragwürdige Rolle gespielt hat, indem er die Gesellschaft zu riskanten, Millionenverluste erbringenden Geschäften veranlasste, schasste Sauter im Wissen darum, dass auch für ihn die Situation zu heiß werden könnte.

rl

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