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Politik: Entschädigung: Niederländische Banken wollen 314 Millionen Gulden an enteignete Juden zahlen

Niederländische Banken und die Börse in Amsterdam wollen als Ausgleich für jüdische Enteignungen im Zweiten Weltkrieg gemeinsam 314 Millionen Gulden (276 Millionen Mark) zahlen. Auf diese Summe sowie ein öffentliches Bekenntnis des Bedauerns haben sich Delegationen der Geldinstitute mit der Vereinigung jüdischer Betroffener (CJO) in Amsterdam geeinigt.

Niederländische Banken und die Börse in Amsterdam wollen als Ausgleich für jüdische Enteignungen im Zweiten Weltkrieg gemeinsam 314 Millionen Gulden (276 Millionen Mark) zahlen. Auf diese Summe sowie ein öffentliches Bekenntnis des Bedauerns haben sich Delegationen der Geldinstitute mit der Vereinigung jüdischer Betroffener (CJO) in Amsterdam geeinigt. Mit der Zahlung sollen Juden oder ihre Angehörigen für frühere Guthaben auf Bankkonten und in Schließfächern sowie an enteigneten Effekten entschädigt werden, teilten die Beteiligten am Freitag gemeinsam mit.

"Damit wurde von den Banken erstmals anerkannt, dass man sich damals fundamental falsch verhalten hat", sagte am Freitag Ronnie Naftaniel, der Sprecher der im CJO zusammengeschlossenen jüdischen Verbände. Er äußerte sich zufrieden über die nach längeren Verhandlungen erreichte Grundsatz-Einigung. Auch der jüdische Weltkongress hat seine Zustimmung zu der in Amsterdam erzielten Einigung erklärt.

Bankensprecher Hein Blocks betonte die nach seinen Worten "weltweite Auswirkung" der Vereinbarung für niederländische Unternehmen. Dabei sprach er auch Warnungen des jüdischen Weltkongresses an, der auf mögliche negative Folgen eines Scheiterns der Verhandlungen für niederländische Finanzinstitute in den USA hingewiesen hatte.

Der Vereinbarung liegt eine 1953 aufgestellte Schadensschätzung für geraubte Effekten und enteignete Juwelen von damals 12 Millionen Gulden zu Grunde. Dieses Volumen wurde mit dem Faktor 20 multipliziert und um zehn Prozent Zinsen erhöht (264 Millionen Gulden). Hinzu kommt eine Entschädigung über 50 Millionen Gulden, auf die sich Banken und jüdische Organisationen bereits im vergangenen April geeinigt hatten.

In niederländischen, amerikanischen und israelischen Zeitungen werden die betroffenen Finanzinstitute ihr Bedauern über das den Juden angetane Leid ausdrücken. Außerdem werden sie eine Publikation über das Verhalten der Börse und der Banken gegenüber den Juden auch nach dem Krieg finanzieren. Schließlich wird noch eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Enteignung jüdischen Eigentums im Zweiten Weltkrieg an einem früheren Bankgebäude in Amsterdam angebracht.

Im März hatte die niederländische Regierung die Zahlung von 350 Millionen Gulden für noch nicht abgegoltene jüdische Forderungen an den Staat, insbesondere aus der Zeit nach dem Krieg, angekündigt. Weitere 50 Millionen Gulden waren für jüdische und nicht-jüdische Opfer heutiger Konflikte bereitgestellt worden.

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