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Politik: „Entwicklung ist positiv“

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken über die Nominierung.

Wir werden von einer evangelischen Pastorentochter regiert und bekommen nun auch einen evangelischen Pastor als Staatsoberhaupt. Wie finden Sie das als Katholik?

Ich finde es sehr gut, wenn Menschen auch über ihr Christsein und ihre Konfession in öffentlichen Ämtern wahrgenommen werden und Verantwortung übernehmen. Primär werden diese Personen sicher nominiert und gewählt wegen ihrer Persönlichkeit, nicht wegen ihrer konfessionellen Herkunft. Aber ich finde es bemerkenswert, dass daneben auch ihre Verankerung im Glauben benannt wird.

Sie sehen es ökumenisch?

Es wäre kleinkariert, wenn die christlichen Konfessionen mit Eifersüchteleien beginnen würden. Die Gesamtentwicklung ist auf jeden Fall positiv. Es gibt ja auch in den Kirchen die kulturpessimistische Einschätzung, dass alles, was mit Glauben zu tun hat, abgelehnt wird. Diese Beispiele zeigen, dass das so nicht stimmt.

Es wurden auffällig viele evangelische Theologen gehandelt: Göring-Eckardt, Käßmann, Huber. Wie erklären Sie sich das?

Sie haben recht, das fällt ins Auge. Aber die einzelnen Personen wurden aus sehr unterschiedlichen Gründen benannt. Ihre Funktionen waren wichtig, ihre persönlichen Biografien. Und mit Norbert Lammert war ja auch ein bekannt engagierter Katholik im Spiel.

Zeigt sich an der Entscheidung für Gauck eine neue Sehnsucht nach moralischer Autorität, die auch wieder im Glauben wurzeln darf?

Ja, das auch. Bei der Suche ging es um eine Persönlichkeit, die aufgrund ihres Werdegangs und ihrer Prägung das in besonderer Weise verkörpert, was viele gerade jetzt im Amt des Bundespräsidenten suchen: eine Persönlichkeit als überparteiliche Autorität. Allerdings sollte man sich davor hüten, nach Perfektion in der Person zu streben oder nach dem Heiligen in der Politik. Das nämlich würde alle überfordern.

Die Fragen stellte Rainer Woratschka.

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