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Politik: Erdogan in Istanbul gefeiert Opposition fürchtet Schaden durch Eklat

Wehende Fahnen im Nachtwind, Jubelrufe und Sprechchöre: Als der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am frühen Freitagmorgen aus Davos kommend auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul eintraf, erwartete ihn ein Heldenempfang. Als „Eroberer von Davos“ wurde Erdogan von mehreren tausend Menschen gefeiert, weil er beim Weltwirtschaftsforum in Davos wutentbrannt eine Podiumsdiskussion mit dem israelischen Präsidenten Schimon Peres abgebrochen hatte.

Wehende Fahnen im Nachtwind, Jubelrufe und Sprechchöre: Als der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am frühen Freitagmorgen aus Davos kommend auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul eintraf, erwartete ihn ein Heldenempfang. Als „Eroberer von Davos“ wurde Erdogan von mehreren tausend Menschen gefeiert, weil er beim Weltwirtschaftsforum in Davos wutentbrannt eine Podiumsdiskussion mit dem israelischen Präsidenten Schimon Peres abgebrochen hatte. „Die Türkei ist stolz auf dich“, rief die Menge.

Doch am Tag nach den denkwürdigen Ereignissen von Davos wurde Erdogan von der politischen Realität eingeholt. Manchmal mag es für einen Politiker gut und sogar innenpolitisch von Vorteil sein, Dampf abzulassen. Doch Kritiker Erdogans befürchten erheblichen außenpolitischen Flurschaden, und zwar nicht nur in den Beziehungen zu Israel.

So richtig spontan war die nächtliche Jubelkundgebung am Flughafen nicht. Während Erdogans Jet in Davos abhob, trommelte die Istanbuler Sektion seiner Regierungspartei AKP in aller Eile so viele Anhänger zusammen, wie sie finden konnte. Schließlich sind in zwei Monaten Kommunalwahlen in der Türkei, und da sind Fernsehbilder vom umjubelten Ministerpräsidenten sicher kein Fehler.

Dennoch: Auch wenn es die AKP war, die bei der Begrüßung für die Kulisse sorgte, besteht kein Zweifel daran, dass Erdogan mit seiner scharfen Kritik an Israel den allermeisten seiner Landsleute aus dem Herzen sprach. „Irgendjemand in Europa musste das den Israelis sagen“, meinte ein Istanbuler am Freitag. Erdogan sei kein Antisemit, ihm sei es nur um die israelische Militäroperation im Gazastreifen und um die vielen getöteten Frauen und Kinder gegangen.

Die Hamas, die palästinensische Botschaft in Ankara und die iranische Regierung lobten den Ministerpräsidenten ebenfalls. Bei Erdogans türkischen Politikerkollegen und in der Presse fielen die Reaktionen weniger eindeutig aus. Präsident Abdullah Gül stellte sich hinter Erdogan, dem auch von einigen Zeitungen zugutegehalten wurde, er sei bei der Diskussion durch die lange Rede von Peres provoziert worden. Die säkular-nationalistische Oppositionspartei CHP kritisierte dagegen, Erdogan habe sich zu einer emotionalen Reaktion hinreißen lassen und dem Land geschadet. Die Türkei hatte bisher gute Beziehungen zur arabischen Welt und zu Israel.

Auch die türkische Armee grummelte. Die militärischen Beziehungen zu Israel gingen weiter, erklärte der Generalstab in Ankara deshalb demonstrativ. Die Generäle erwarten derzeit eine Lieferung unbemannter Spionageflugzeuge aus israelischer Produktion.

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